Schweizerische Militärgeschichte

(sl) Der Rekrut Reto Weibel schrieb ein Buch über seine RS-Zeit in der Spital-Rekrutenschule in Moudon 2003. Die GSoA-Zeitung druckt ein Kapitel daraus ab.

Der Verwaltungszug der Spital-Rekrutenschule 2003 in Moudon wird in die Geschichte der Schweiz eingehen. Warum? «In den vielen hundert Jahren glorreicher schweizerischer Militärgeschichte war dieser Zug wohl die kleinste, faulste und unmotivierteste Gruppe junger Menschen, die je zusammengewürfelt wurde». Über diese Gruppe hat Rekrut Reto Weibel ein Buch geschrieben («In the army now»; Zunamis Verlag). Das Ziel des Buches war es, dem/der unbeteiligten LeserIn zu schildern, was heute in der Schweizer Armee tatsächlich so abgeht. Dass dabei ein Bericht herausgekommen ist, der «sicherlich nicht für Freunde unserer ruhmreichen eidgenössischen Miliz geeignet ist», konnte nicht anders erwartet werden. Die GSoA-Zeitung druckt im folgenden mit freundlicher Genehmigung des Autors ein Kapitel aus dem Buch ab. Der ganze Bericht kann für 12 Franken direkt bei Reto Weibel (retoweibel@hotmail.com) bezogen werden. Wer also die «sechs Gründe, die Armee nicht abzuschaffen» (sowie die «acht Gründe, die Armee abzuschaffen») kennenlernen will, sollte das Buch bestellen…

Auf die Dauer, auf die Dauer, Verwaltungszug-Power

Wie ich bereits erwähnt hatte, wurde ich in den Verwaltungszug eingeteilt. Dieser Zug war sehr speziell.

Als wir alle einrückten, waren wir 30 Rekruten. Allerdings war einer direkt zur Krankenstation gelaufen und von dort wieder nach Hause. Aber er war nicht der einzige. Im Laufe der ersten Woche gingen mehrere Rekruten wieder nach Hause, infolge gesundheitlicher Probleme oder auch aus anderen Gründen.

Als uns auch noch die Büro-Ordonnanzen verliessen, waren wir zwischenzeitlich nur noch elf Rekruten (unser Minusbestand), aber von der fünften Woche bis zum Schluss waren wir zwölf. Wenn wir das in Zahlen festhalten wollen, waren ungefähr 50 % der Rekruten des Verwaltungszuges so genannte Weicheier, die während der ersten Wochen der RS wieder nach Hause gingen (untauglich und glücklich).

Ziemlich am Anfang machten wir einmal mit einem unserer Korporäle Liegestützen. Wir waren alle sportlich nicht so fit. Deshalb sind wir ja auch nicht bei den Grenadieren. Der Korporal fragte uns dann, ob wir der Verwaltungszug oder Flaschen seien. Alle riefen dann: «Flaschen!» Einer von uns fragte sogar, was denn der Unterschied sei!

Es gibt aber noch weitere Eigenheiten des Verwaltungszuges. So hat der Verwaltungszug mit uns die letzte RS mitgemacht und wurde jetzt altershalber aufgelöst. Ist vielleicht auch besser so, denn die meiste Zeit wussten die Vorgesetzten eh nicht, was sie mit uns tun sollten.

So standen wir nur rum und taten rein gar nichts. Wenn es den Verwaltungszug in der Armee XXI noch geben würde, wären wahrscheinlich ein paar Rekruten vor Langeweile noch draufgegangen, wie das einer unserer Korporäle schon mal prophezeit hat. Er hat mal so nebenbei gefragt, ob man schon jemand gesehen hätte, der vor Langeweile stirbt. Es sei mit uns bald soweit.

Derselbe Korporal, der in der Frühlings-RS noch Rekrut war, brachte uns dieses Sprüchlein bei, das sie in der Kapitelüberschrift lesen können: «Auf die Dauer, auf die Dauer, Verwaltungszug-Power». Nur kam das bei uns nicht so an. Wir zeigten eher wenig Power und wenn, dann nur in der Cafeteria, beim DVD angucken oder im Ausgang. Dann war der Verwaltungszug der Erste, aber sonst war er wohl der komplette Narrenzug der ganzen Armee. Es ging sogar soweit, dass – sobald etwas höhere Tiere nahe waren – sie uns so weit als möglich weg haben wollten. Und dann vergassen sie, uns wieder irgendwo abzuholen. Konnte uns eigentlich nur recht sein. So hatten wir wahrlich die lockerste Rekrutenschule der ganzen Armee – jedenfalls wenn ich höre, was andere für Sachen machen mussten. Tja!

Buch bestellen für 12.- pro Exemplar plus Versandkosten: retoweibel@hotmail.com

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