Armee-Helikopter zu Windkraftwerken

Ressourcenpolitik war bisher für die Friedensbewegung kein Hauptthema und erschöpfte sich oft im Slogan «Kein Blut für Öl». Dies sollte sich ändern. Denn in Zukunft werden sich die grossen zwischenstaatlichen Konflikte vor allem um eines drehen: Fossile Rohstoffe.

Erdöl ist auf der Erde nur beschränkt vorhanden. Und es geht langsam zur Neige: Seit Jahren wurden keine grösseren Vorkommen mehr entdeckt. Experten meinen, dass schon in wenigen Jahren die weltweiten Fördermengen nicht weiter gesteigert werden können und tendenziell sinken werden. Die Internationale Energieagentur IEA schätzt, dass Europa bis im Jahr 2050 40 Prozent mehr Erdöl als heute benötigen wird, um die gegenwärtigen Wachstumsraten zu halten. Die USA – schon heute grösster Konsument von fossilen Ressourcen – werden 60 Prozent mehr Energie brauchen und China gar 75 Prozent.

Der Kuchen schrumpft

Der Hunger der Industrienationen nach Energie wächst also unablässig. Doch der aufzuteilende Kuchen wird nicht grösser, sondern kleiner. Dieses Auseinanderklaffen von Nachfrage und Angebot bedroht die politischen Ziele vieler Staaten: Wohlstand, wirtschaftliche Entwicklung, Macht.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich dieser Herausforderung zu stellen: Die Länder könnten weiterhin die Prozesse der Marktwirtschaft wirken lassen, so dass der Meistbietende die spärlicher werdende Erdölproduktion nutzen kann. Es ist jedoch zweifelhaft, ob die unterlegenen Mächte akzeptieren werden, auf zentrale Ressourcen verzichten zu müssen. Heute deutet im Gegenteil vieles darauf hin, dass sich die grossen Machtblöcke auf militärische Auseinandersetzungen gefasst machen. Der Krieg im Irak könnte daher nur ein kleiner Vorgeschmack gewesen sein.

European Defence Paper

Auch Europa ist von Öl-Importen abhängig. Zwar wird in der Nordsee und vor Norwegen noch gebohrt und gefördert, doch auch diese Vorkommen werden bald zur Neige gehen. Anstatt sich jedoch Gedanken über Alternativen zum Öl zu machen, gibt es bereits Pläne, wie Ressourcen in Zukunft ausserhalb von Europa gesichert werden können. Dies soll nicht diplomatisch geschehen, sondern mit Waffengewalt.

Im European Defence Paper mit Titel «Europäische Verteidigung: Ein Vorschlag für ein Weissbuch», veröffentlicht vom Institute for Security Studies, einem EU-Thinktank, stellten Experten mögliche militärische Einsätze vor. Diese sollen alle ab dem Jahr 2010 militärisch durchführbar sein. Die Vorschläge sind schockierend, darunter auch das folgende Szenario: «In einem Land X, das an den indischen Ozean grenzt, haben anti-westliche Kräfte die Macht erlangt und benutzen Öl als Waffe, vertreiben Westler und greifen westliche Interessen an.» Ziel der EU sei es, «das besetzte Gebiet zu befreien und die Kontrolle über einige der Ölinstallationen, Pipelines und Häfen des Landes X zu erhalten.» Kriege für Öl zu führen scheint also keinesfalls nur ein amerikanisches Phänomen zu sein, auch in Europa scheinen sich Militärs darauf vorzubereiten. In diesem Lichte erscheint die Kritik von Frankreich und Deutschland – welche die EU-Militarisierung am aktivsten vorantreiben – am Irakkrieg mehr als heuchlerisch.

Symptombekämpfung

Doch was kann mit der Erkenntnis gemacht werden, dass fossile Ressourcen in Zukunft wohl zu vielen Spannungen und weiteren Konflikten führen wird?

Einerseits muss die Friedensbewegung sich immer wieder gegen Ressourcenkriege einsetzen. Doch damit kann nicht die eigentliche Ursache des Problems angegangen werden. Nur eine Alternative kann das Problem an den Wurzeln packen, nämlich eine Energiewende hin zu regenerativen Energiequellen. Ob dies mit Solarenergie, Biomasse, Erdsonden oder Windenergie gemacht wird, spielt dabei keine Rolle.

Konkret bedeutet dies für die Schweiz, die Ausgaben für Landesverteidigung (rund 10 Milliarden jährlich) zu ersetzen durch Ausgaben für regenerative Energien. Oder konkreter, die Schweizer Armee durch Windkraftwerke in der Nordsee zu ersetzen. Schwerter zu Pflugscharen, Rotorblätter von Armeehelikoptern zu Windmühlen!

22. Internationale Sommerakademie auf Burg Schlaining

Mitte Juli fand in Österreich die 22. Sommerakademie zum Thema «Die Weltunordnung von Ökonomie und Krieg» statt. Organisiert wurde die Tagung durch das Austrian Study Center for Peace and Conflict Resolution. Mehrere Hundert Teilnehmer nahmen daran teil, unter anderem auch eine kleine Delegation der GSoA. In den nächsten Ausgaben werden wir einige der in Schlaining besprochenen Themen aufgreifen. Der nebenstehende Artikel ist der erste in dieser Reihe.