Brücken der Ermutigung

Die FriedensaktivistInnen Dorie Wilsnack und Eric Bachman lebten lange in Deutschland, im letzten Jahr sind sie in die USA zurückgekehrt. Andreas Cassee sprach mit ihnen über den «Krieg gegen den Terror» und ihr neues Projekt «Bridges of Encouragement», mit dem sie die internationale Vernetzung der Friedensbewegung stärken wollen.

 

GSoA-Zitig: Der von der US-Regierung geführte «Krieg gegen den Terror» steht nun im fünften Jahr. Was macht diesen Krieg aus?

Dorie: Die US-Regierung hat immer wieder deutlich gemacht, dass im Krieg gegen «die Terroristen» kein Ende in Aussicht steht. Der Begriff «Terrorismus» ist flexibel, er lässt sich beliebig ausdehnen. Der Krieg wird nicht gegen ein Land geführt, es gibt keine Regierung, mit der verhandelt werden könnte.

Eric: Es wurde ein immerwährender Krieg ausgerufen gegen ein Feindbild, das vager kaum sein könnte. Doch viele Menschen in den Vereinigten Staaten meinen, die Regierung wisse schon, was zu tun sei, und folgen ihr blind. Das macht es schwierig, abweichende Meinungen zu äussern.

Dorie: Wer in einer Kleinstadt im konservativen Zentrum der USA lebt und den Krieg im Irak oder die Beschneidung der Bürgerrechte durch den «Patriot Act» ablehnt, braucht sehr viel Mut, um politisch aktiv zu werden.

GSoA-Zitig: Weshalb?

Eric: Wer sich kritisch äussert, gilt als unpatriotisch. Repression findet zuerst im Kopf statt, es wird Selbstzensur geübt – aus Angst um den Arbeitsplatz, Angst, dass sich Kollegen von einem abwenden könnten. Zu Beginn des Irak-Kriegs war diese Stimmung so ausgeprägt, dass selbst in liberalen Zeitungen fast nur die Regierungsmeinung wiedergegeben wurde.

Dorie Wilsnack

Dorie: Mittlerweile hat sich das politische Klima etwas geändert. Mehr Leute sind gegen den Krieg im Irak, wenn auch aus sehr unterschiedlichen Gründen. Einige sind dagegen, weil der Krieg militärisch ein Misserfolg war und weil Bush im Bezug auf die Kriegsgründe gelogen hat. Wenn die Regierung nun aber eine neue Geschichte für einen neuen Krieg auftischen würde, wären sie wohl wieder dafür.

Eric: Es gibt aber auch echte Hoffnungsschimmer: MoveOn.org hat über das Internet Millionen von Menschen organisiert. Bereits sprechen sich erste Veteranen des Irak-Kriegs für den Frieden aus – im Vietnam-Krieg hat dies über zehn Jahre gedauert. Auch gegen die Beschneidung der Bürgerrechte formiert sich Widerstand: Bibliothekare und Buchhändler wehren sich dagegen, dass das FBI ohne Gerichtsbeschluss Informationen darüber verlangen kann, wer welche Bücher liest. Einige Städte haben es ihren Angestellten sogar unter Strafe verboten, den Bundesbehörden Informationen zu liefern.

GSoA-Zitig: Mit eurem Projekt «Bridges of Encouragement» wollt Ihr die Vernetzung der Friedensbewegung stärken. Wie seid Ihr dazu gekommen?

Eric Bachman

Eric: Wir haben beide während des Balkan-Krieges vor Ort gearbeitet. Viele Menschen dort sagen: «Jetzt ist bei Euch Krieg, wie können wir helfen?» Solidarität ist eine Zweibahnstrasse, und heute ist es die Friedensbewegung in den USA, die Unterstützung braucht.

Dorie: 2004 haben wir Gespräche mit lokalen Antikriegsorganisationen in den USA geführt. Viele AktivistInnen sagten uns, der 15. Februar 2003, als in der ganzen Welt Demonstrationen gegen den Irak-Krieg stattfanden, sei für sie eine grosse Ermutigung gewesen. Das war unser Stichwort.

GSoA-Zitig: Wie kann die amerikanische Friedensbewegung von Europa aus konkret unterstützt werden?

Dorie: Eine Möglichkeit sind Partnerschaften zwischen einzelnen Gruppen. So hat sich eine Friedensorganisation in Neuss, Deutschland, mit einer Gruppe in der offiziellen Partnerstadt St. Paul, Minnesota, zusammengeschlossen. Als die Gruppe in St. Paul eine Demonstration organisierte, konnte der Stadtrat von Neuss für eine offizielle Unterstützung gewonnen werden. Das hat auch die Aufmerksamkeit in den Medien erhöht – eine fruchtbare Zusammenarbeit für beide Seiten.

Eric: Ein wichtiges Element unseres Projekts ist Information. Mit dem Rundbrief «Peace across the Atlantic», der in Englisch und Deutsch erscheint, wollen wir Menschen auf beiden Kontinenten darüber informieren, was die Friedensbewegung auf der jeweils anderen Seite des Atlantik tut. Auch Austauschprogramme, wie sie in der Kunst üblich sind, könnten der Friedensbewegung neue Impulse bringen.


Der Newsletter «Peace Across the Atlantic» kann abonniert werden bei transnationalbridges@gmx.org

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