“Das sind keine Verteufelungen…

…sondern sehr notwendige Klärungen”. Im Gedenken an den kürzlich verstorbenen Schriftsteller Manfred Züfle und in Unterstützung seines Kampfes gegen die Schweizer Waffenexporte.

Am 27. März verstarb der Zuger Publizist und Schriftsteller Manfred Züfle, ein politisch engagierter Intellektueller, wie es sie in diesem Land leider viel zu wenig gibt. Neben seinem Engagement für die Gruppe Olten und Solidarité sans frontières, war Züfle auch in der GSoA aktiv. Die Kritik an der Schweizer Armee und an den Kriegsmaterial-Exporten der hiesigen Industrie gehörte zu den politischen Schwerpunkten seines engagierten Lebens.

Vor 21 Jahren, 1986, schrieb Manfred Züfle im Auftrag der «Arbeitsgemeinschaft für Rüstungskontrolle und ein Waffenausfuhrverbot» ein Buch zu den Pilatus-Flugzeugen unter dem Titel «Die verschwundene Geschichte: Noch ein Pamphlet um die PC-7 und damit zusammenhängende Gegenstände wie Bundesrat, Waffen, Export und ähnliches».

Nicht zuletzt der kürzlich erfolgte Export einer Pilatus-Maschine in den bürgerkriegsversehrten Tschad hat gezeigt, wie nötig es ist, den Kampf gegen die Kriegsgewinnler weiterzutreiben, den Leute wie Manfred Züfle aufgenommen haben. Denn sein Pamphlet gegen Pilatus ist leider noch allzu aktuell, wie die beiden folgenden Auszüge zeigen.

Beispiel Guatemala

«Wenn man bedenkt, an wie vielen Orten die PC-7 von ähnlichen Regimes gegen ihr Volk eingesetzt wurden und werden, wenn man bedenkt, wie Fachzeitschriften bei uns die Einsatzmöglichkeiten genau in «diesen Ländern» genau von «diesen Regierungen» einschätzen, kommt man, ohne Phantasie, aber mit einem Vorstellungsvermögen, das nicht grösser zu sein braucht, als dasjenige von Schreibern in einschlägigen Fachzeitschriften, zu «Schlüssen»; wenn man auch nur einige von Dutzenden von vorhandenen Zeugnissen zur Kenntnis nimmt, kommt man zu höchst realen und buchstäblich tödlichen Hochrechnungen: Hunderte von Opfern, wenn nicht längst Tausende! So sei hier nur eines von vielen Zeugnissen zitiert. Jeder Verfolgte ist kompetent, von seiner Verfolgung zu berichten. Schwester Petronila aus dem Hochland Guatemalas erlebte folgendes:

«Die Armee begann, uns zu bombardieren und nahm uns unter Maschinengewehrfeuer. Ich weiss nicht wie, aber einige Flugzeuge flogen ganz tief und liessen eine Menge Bomben fallen. Wir alle begannen, uns, so gut wir konnten, ins Unterholz zurückzuziehen. Die Kinder begannen zu schreien… Die Frauen riefen ihren Kindern, weil sie sie verloren hatten und fanden sie nicht. Wie mussten wir rennen: Rennen… rennen… rennen… Danach, bereits ruhig miteinander sprechend, begannen wir uns darüber klar zu werden, dass die Flugzeuge, die uns bombardierten, von denjenigen waren, die man «Pilatos» nennt, die sie mit Geschützen ausrüsten, um uns zu bombardieren. Die uns bombardieren, sind von der Armee.»

Der Name hat sich bei den Opfern durchaus eingeprägt. Man weiss durchaus präzis, wer die «Pilatos» wie gegen das Volk einsetzt. Der Bericht von Schwester Petronila ist datiert. Er stammt z.B. vom 18. Februar 1982 und bezieht sich auf ein Ereignis im Departement Quiché vom 1.Dezember 1981. Das sind keine Phantasien, die man sich von der PC-7 als Verkäufer und Käufer machen kann, und wie sie in der Hochglanzwerbung und in den Hochglanz-Fachzeitschriften stehen. Das sind Realität gewordene Schatten der Phantasien, ihre tödliche Kehrseite.»

PC-7 als Modell

«Vielleicht ist es wirklich eine Art Zwängelei, weiter in der PC-7-Geschichte herumzustochern, nachdem doch längst schon alles vorbei und vor allem vergessen ist, wenn man bedenkt, dass Vergleichbares sich aufdecken liesse etwa bei der Ausfuhr von schweizerischer Atom-Technologie. In Vergleichen, metaphorisch, müsste man dann sagen: unten an der PC-7 lässt sich mit wenigen Handgriffen Tod einbauen. […] Die PC-7 Geschichte ist wohl nur eine Modell-Geschichte. Modell wofür? Das ist eine sehr notwendige Frage für einen Staatsbürger. Denn, wenn PC-7 ein Modell wäre, dann würden «Fortsetzungen» in anderen Bereichen auf apokalyptische Wirklichkeit verweisen, auch «made in Switzerland». […] Kotzen nützt wenig, ausser dass es momentane Erleichterung bringt.»