«Um für Hitlers Krieg zu arbeiten, dazu habe ich nicht Maschinenschlosser gelernt.»

Ralf Winkler, geboren am 27. April 1915, stand Zeit seines Lebens für den Frieden ein. Er sammelte unermüdlich Unterschriften für die GSoA und hinterliess Dutzende Zeitzeugendokumente. Am 31. Juli 2009, ist Ralf Winkler gestorben.

Ralf Winkler verbrachte seine Jugend in Nancy. In Frankreich erhielt er eindrücklichen Anschauungsunterricht, «zu was es führt, wenn starke Armeen den Frieden sichern. Eine grauenhaft verwüstete Gegend, materielle Not, riesige Soldatenfriedhöfe und ein abgrundtiefer Hass auf Menschen jenseits künstlicher Grenzen.»

Winkler machte bei Sulzer eine Lehre als Maschinenschlosser und arbeitete 1939/40 für die Firma in Schweden. Wie Winkler schrieb, «begannen wir bei Sulzer nach meiner Rückkehr in die Schweiz für die deutsche Rüstung zu arbeiten». Es wurden unter anderem Motoren für Unterseeboote gebaut. Vor dem Besuch einer Kommission der Alliierten, liess die Firma alle Dokumente der Rüstungsproduktion verschwinden. Mit einer vermeintlich reinen Weste wurde dann Sulzer von der Schwarzen Liste der 2’000 Schweizer Firmen, die für die Nazis produziert hatten, gestrichen. Die Kontrolleure hätten damals nur die Arbeiter fragen müssen, meint Ralf Winkler, sie hätten gewusst, dass Sulzer für Hitler produzierte. Er sagte sich: «Um für Hitlers Krieg zu arbeiten, dazu habe ich nicht Maschinenschlosser gelernt. Diese Schweinerei mache ich nicht mit.» Frei nach dem Motto: «Die dir zugemutete Rüstungsarbeit steht still, wenn dein klarer Geist es will», kündigte er und arbeitete bei Bauern.

Keine Arbeit für die Rüstungsindustrie

Das Knechteleben brachte aber Enttäuschung. «Überfordert und mit einem Monatsgehalt von vierzig Franken nicht in der Lage, meinenVerpflichtungen nachzukommen, ging ich nach einem Jahr schweren Herzens wieder in die Industrie zurück.» Er ging zu Escher-Wyss in Zürich, in die Abteilung Kälte-Kompressoren, in der Meinung, dies sei nicht für den Krieg. «Doch das Kriegs unterstützungselend fing erneut an. Es wurden Kühlzellen für den Afrika-Feldzug hergestellt.» Trotz der Flaute im Arbeitsmarkt such te sich Winkler etwas Anderes. Der neue Arbeitgeber, Produzent von Offsetmaschinen, kam dann aber auf die Schwarze Liste der Alliierten, weil sie Munitionsdrehbänke für Deutsch land herstellte, und ging später Konkurs. «In Gesprächen mit Kollegen und Vorgesetzten machte ich auf das Erbärmliche dieser Arbeit aufmerksam, um dann meist diese Antwort hören zu müssen: ‹Hauptsache, ich verdiene schön dabei.›» Winkler hielt es nicht mehr aus und kündigte erneut. Durch das Arbeitsamt fand Winkler schliesslich eine Stelle in einem Betrieb für landwirtschaftliche Maschinen. «Dieses Erlebnis hat mir zu der Einsicht verholfen, sich weniger von Furcht und Sorgen leiten zu lassen, sondern dann unbekümmert seinen Weg zu gehen, sobald man diesen als richtig erkennt. Denn es kommt besser heraus, als man es sich zuvor in seinen Ängsten dachte.»