Geisterjäger

Ein neues Schreckgespenst ist in der Schweiz aufgetaucht. Es verbreitet Existenzangst bei Armeekadern PolitikerInnen – so sehr, dass sie eine sofortige Gesetzesänderung verlangen. Das Gespenst heisst Zivildienst.

Seit rund einem Jahr muss keine Gewissensprüfung mehr absolvieren, wer Zivildienst leisten will. Einzig ein Formular muss man ausfüllen und unterschreiben. Die aufwändige Prozedur des Gesuchschreibens und der Anhörung vor einer Kommission gehört der Vergangenheit an.

Die Kunde dieser neuen Möglichkeit verbreitete sich schnell: Soldaten unterhielten sich darüber und reichten im Geheimen das Formular weiter. Begleitet vom Satz «Unterschreiben und einschicken, dann macht der Dienst wieder Sinn».

Wenn es jemand wagte, den Rekruten beim Einrücken in die RS am Sonntagabend solche Papiere zu verteilen, schritt die Militärpolizei ein. Drohend stellten sich die Polizisten vor die Verteilenden. Immer verzweifelter mussten sie jedoch feststellen, dass sie keine Macht über die ZivilistInnen hatten und diese die Soldaten ja nur über ihre Rechte informierten. Ganze Kompanien traten kollektiv von der Armee in den Zivildienst über.

Als die Zahl von Siebentausend Gesuchen im letzten Jahr bekannt wurde, war der Aufschrei gross. Die Armee malte eine neue Bedrohung an die Wand: Die Menschen wollen etwas Sinnvolles tun. Sie lassen sich nicht mehr davon abschrecken, dass sie nur «Ersatzdienst » leisten dürfen und das sogar anderthalb Mal so lange wie Militärdienst. Das grenzt ja an Landesverrat! Wie können BürgerInnen dieses Landes nur lieber Trockenmauern bauen oder Menschen betreuen, als auf Befehl herumzusitzen oder sich im Schlamm zu wälzen?