Antimilitarismus mit Bezug

Die Bezüge zwischen Antimilitarismus, Feminismen, «gegenhegemonialen Sexualitäten» sowie Bauern- und Indigenenbewegungen auszuloten – dies war der Anspruch eines internationalen Treffens, das im Mai in Asunción, Paraguay, im Rahmen der War Resisters International (WRI) stattfand. Gelegenheit für eine kurze Bewegungs meldung.

Was haben Frauen mit Antimilitarismus am Hut? Diese Frage drückt eine Geringschätzung aus, welcher WRI entgegenwirken will. Weibliche Militärdienstverweigerinnen, wie in Israel, sind nur der offensichtlichste Grund. Weltweit unterstützen Frauen männliche Verweigerer: «Dabei besteht die Gefahr, dass sie auf die Helferinnenrolle reduziert werden, während die Männer mit ihren Gefängnisstrafen die Helden markieren», erklärt Alberto von der spanischen Alternativa Antimilitarista-MOC. Deshalb sollten bei Aktionen auch Frauen im Vordergrund stehen – es gehe ja um die Verweigerung des Militarismus an sich, und dabei sei die ganze Gesellschaft gefragt.

Militarismus formt die falsche Idee vom «richtigen Mann», und dies nicht nur in der Armee. Jorge, vom chilenischen Verweigerer-Kollektiv «ni casco ni uniforme», erzählte von seiner Leidenszeit in einem Elite-Gymnasium, das militärische Disziplin, Uniform und ein bestimmtes Männlichkeitsideal vermittelte: «Wer nicht ins Bild passte, wurde schnell als ‹schwul› gemobbt.» Militarisierte Männlichkeit und diskriminierte Homosexualität gehen Hand in Hand.

Um nicht in einer reduzierten Vorstellung der Geschlechter zu verharren, beschlossen die OrganisatorInnen, den Fokus auf die Transgender-Problematik auszuweiten, da die scharfe Zweiteilung in «Mann» und «Frau» ein bio-politisches Zwangsregime darstellt, das viel Leid verursacht bei Menschen, die sich nicht einordnen können oder wollen.

Militarismus und natürliche Ressourcen

WRI hat in letzter Zeit vermehrt Kontakt mit Bauern- und Indigenenbewegungen aufgenommen, die sich gegen die Vertreibung durch multinationale Konzerne wehren. Denn Antimilitarismus bedeutet mehr als das Recht, das Töten zu verweigern – heute geht es auch darum, die Grundlagen zu verteidigen, die das Leben überhaupt möglich machen.

Carolina und Guadalupe, zwei Aymara-Bäuerinnen vom bolivianischen Hochland, erzählen, dass es im Poopó-See kaum noch Fische gebe. So vergiftet sei er von all den Chemikalien, die aus den Minen in der Region einsickern. Fünf dieser Minen werden von Sinchi Wayra betrieben, im Besitz von Glencore, dem berüchtigten Ressourcen-Giganten mit Sitz im Kanton Zug. Die bolivianische Regierung, die sich gerade mit einer grossen Konferenz der Klimabewegung in Cochabamba als Vorreiterin der «Rechte der Mutter Erde» profilierte, lässt Glencore gewähren.

«Unser Präsident Evo Morales verkauft seine Regierung als sozialistisch, doch leider ist dies nicht so», meint Carolina. Ihre und andere Basisorganisationen wurden in Cochabamba ins Abseits gedrängt: Offiziell sollte nur über «internationale Anliegen» debattiert werden, während sie auch über die Probleme mit der Ressourcenausbeutung im eigenen Land reden wollten. Dies war schlussendlich nur an einer inoffiziellen Veranstaltung möglich, die vom bolivianischen Vize-Präsidenten prompt als «NGO-Orgie» abqualifiziert wurde.

Noch ist es nicht so weit, dass die Regierung Morales die Armee und die Polizei gegen BäuerInnen und Indigene auffährt, um die Interessen der multinationalen Konzerne zu verteidigen – doch es scheint, als ob verbal zunehmend der Boden dafür vorbereitet würde. Dann wäre auch in Bolivien wieder Realität, was in anderen Ländern Südamerikas traurige Normalität ist. Die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen geht einher mit Militarisierung, Aufrüstung und «asymmetrischer» Kriegsführung gegen die lokale Bevölkerung. Die WRI hat vor, diese Verbindungen kartographisch zu dokumentieren und grenzübergreifend in verschiedenen sozialen Bewegungen zu thematisieren.

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