Was die GSoA lebendig hält

Während es eine der finanzstärksten Parteien der Schweiz trotz Ausgaben in Millionenhöhe nicht schafft, eine Volksinitiative mit genügend Unterschriften einzureichen und sich Vereine über den Mangel an Freiwilligen beklagen, engagieren sich seit 30 Jahren immer wieder Menschen bei der GSoA. Woran könnte das liegen? Ein Erklärungsversuch.

Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee besteht seit nunmehr dreissig Jahren. Auch in den letzten Jahren ist es der GSoA gelungen, kontinuierlich mit Volksinitiativen und Abstimmungskämpfen im Gespräch zu bleiben. Am nach wie vor kleinen Budget kann dieser Erfolg nicht liegen, vielmehr ist der stetige Zulauf von neuen Aktivistinnen und Aktivisten der Grund für das lebendige Fortbestehen der GSoA. Immer wieder gelingt der Generationenwechsel. Der Einsatz für eine politische Sache ist zwar oftmals eher zufällig – viele finden den Weg zur GSoA über FreundInnen oder Familie. Dennoch gibt es Faktoren, die eine Organisation am Leben erhalten können.

Basisdemokratie
Sich in der GSoA zu engagieren ist hürdenlos möglich. Weder Mitgliedschaft noch Finanzkraft wird vorausgesetzt. Wer sich beteiligen möchte, kann das sehr einfach in den Regionalgruppen, bei einzelnen Initiativen oder Aktionen tun. Selbstverständlich ist das auch in andere Strukturen möglich, doch in NGOs stehen Freiwilligengruppen oft einem professionellen «Apparat» gegenüber, der Entscheidungen trifft und Strategien wälzt. In solchen Organisationen besteht die Gefahr, dass AktivistInnen immer mehr zum «Fussvolk» werden. Die GSoA versucht dieser Tendenz die grösstmögliche Offenheit entgegenzuhalten. Alle sollen die Strategie der GSoA mitbestimmen können, ob in Diskussionen in den Regionalgruppen oder an der monatlichen «Koordinationssitzung», die für alle zugänglich ist. Ziel ist, dass wir keine Unterscheidung zwischen den verschiedenen GSoA-Aktiven machen. Ob bezahlte GSoA-SekretärIn, NationalrätIn oder 16-jähriger Aktivist – jede Meinung muss gleichviel zählen. Hierarchien abzubauen oder gar nicht erst aufkeimen zu lassen, ist nicht einfach, sondern erfordert einen andauernden Prozess. Möglich wird dieser durch den Willen aller Engagierten und das Bewusstsein, dass nur eine ausgeprägte interne Demokratiekultur allen gerecht werden kann.

Bewegung
Neben dem einfachen Einstieg hat die basisdemokratische Struktur weitere positive Folgen: Wo versucht wird, Hierarchien abzubauen, gibt es weder Chefin noch Generalsekretär, denen die Verantwortung und die Arbeit im Zweifelsfall zugeschanzt werden kann. Das heisst aber auch, dass es bei der GSoA tatsächlich auf jede Aktivistin und jeden Aktivisten ankommt – alle müssen sich verantwortlich fühlen. Wer dabei ist, kann mitbestimmen, ist aber auch mitschuldig an Misserfolgen. Auch deshalb geben GSoAtInnen und GSoAten tagein, tagaus ihr Bestes.

Mitbestimmen, Verantwortung tragen, Hierarchien abbauen und sich ganz auf die GSoA einstellen: Das klingt nach anstrengender unbezahlter Arbeit. Während sich in der Privatwirtschaft ganze Firmen mit Unternehmenskultur und Gruppendynamik befassen, funktioniert die GSoA eher wie ein Freundeskreis. Alle bemühen sich, ihren Teil zu erledigen und unterstützen sich gegenseitig in schwierigen Situationen. Das Bier nach der Regionalgruppensitzung oder die gemeinsamen Fitamin-Wochenenden verwandeln das zufällige Engagement jedes einzelnen in den einzigartigen GSoA-Mix: Vom Bankangestellten über die Studentin bis zum Lebenskünstler. Wer hingegen die schnelle Polit-Karriere sucht, ist in der GSoA fehl am Platz.

Die GSoA wird von AktivistInnen und Mitgliedern zusammengehalten und funktioniert dank ihrem tiefen Grad an Professionalisierung immer noch eher wie eine Bewegung als wie eine klassische NGO. Es ist zu hoffen, dass die oben beschriebenen Grundsätze und Grundhaltungen erhalten bleiben und auch in Zukunft von GSoA-Generation zu GSoA-Generation weitergetragen werden.