Nomen est omen

Im Nachgang zur Wehrpflicht-Abstimmung spekulierten einige Medien über eine Namensänderung oder gar eine Auflösung der GSoA. Dies ist ein normaler Prozess, wie zum Beispiel die Sportwelt zeigt: Nach einer langen Serie von Niederlagen löste Köbi Kuhn 2001 die National-Elf auf und besetzte sie mit neuen Namen. Auch das ständig sieglose Schweizer Männer-Ski-Kader schmiss letztes Jahr den Bettel hin und hörte auf. Christian Constantin überlegt sich die Auflösung des Trainerteams des FC Sion nach jedem Nicht-Sieg. Und als Simon Ammann seinen Olympia-Doppel-Gold-Erfolg von 2002 nicht wiederholen konnte, forderten viele eine Namensänderung zu Simon B-mann. Im Toggenburg blühte damals kurz die «Gruppe für einen Simon ohne Ammann (GSoA)» auf. Ausnahmsweise durfte Federer seinen Namen behalten, auch wenn in diesem Sommer nicht alles «Roger» war.

In der Politik läuft dies meist ein bisschen anders: Christoph Blocher durfte trotz Wahlniederlage seinen Namen behalten. Und auch wenn eine Handvoll erzürnter Walliser (wieder Constantin) nach Annahme der Zweitwohnungsinitiative die Ablösung des Kantons Wallis vom Bund verlangte, bleibt die Eidgenossenschaft bestehen. Und dennoch: nach der Wehrpflicht-Abstimmung forderten laute Stimmen, dass die GSoA ihren Namen ändern oder sich gar auflösen müsse. 20-Minuten machte eine Umfrage und die Leserschaft machte leidlich kreative Vorschläge für neue Namen. Wie man in Schweden so schön sagt: «Geliebte Kinder haben viele Namen!»

Angesichts der Reaktionen könnte man meinen, wir hätten die deutlichste Niederlage in der Geschichte der Schweizer Demokratie erlitten. Aber wirft man einen Blick auf die Initiativen der letzten fünf Jahre, finden sich deren drei, die mit noch tieferen Ja-Anteilen abgelehnt wurden. Und alle drei stammen – aus dem SVP-Milieu! Bei den Initiativen ging es um Volkssouveränität (Juni 2008), Volksrechte (Juni 2012) und Volkswahl (Juni 2013). Interessanterweise forderte noch niemand, dass die SVP das «Volk» aus ihrem Namen streicht, und sogar der «Juni» durfte seinen Namen behalten. So behält auch die GSoA ihren Namen, denn dieser ist Programm. Bei einem Namenswechsel würde sich sowieso nicht viel ändern, denn wie sagt ein deutsches Sprichwort: «Die Herrscher wechseln nie, es wechseln nur die Namen.»

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