Der Supermarkt des Todes

Alle zwei Jahre findet in Paris die weltweit grösste Messe für Landkriegsgerät statt. Ausserordentlich präsent waren dieses Jahr auch Schweizer Rüstungskonzerne – unter anderem mit aggressiver Werbung.

Die Ruag, die grösste Schweizer Waffenproduzentin, hat sich ihren Auftritt an der diesjährigen Waffenmesse Eurosatory in Paris einiges kosten lassen. Der Konzern, der sich zu 100 Prozent im Besitz der Eidgenossenschaft befindet, hat sich nicht nur schicke Stände gleich in zwei Aus- stellungshallen geleistet. Der Bundesbetrieb hat sich auch das Recht gekauft, als einziges Unternehmen seine Werbetafeln auf dem Weg zu den Messeeingängen zu platzieren – eine besonders prominente Aktion, um die rund 55’000 BesucherInnen auf sich aufmerksam zu machen.

172 Delegationen
Mehr als 1500 Rüstungsfirmen buhlten dieses Jahr an der Eurosatory um die Aufmerksamkeit des Messepublikums. Für die Ausstellenden am wichtigsten war eine Besuchergruppe: Die 172 offiziellen Delegationen. Die VertreterInnen von Verteidigungsministerien aus aller Welt fällen Kaufentscheide in Milliardenhöhe. Die Veranstaltenden hatten wenig Hemmungen beim Einladen der Delegationen: Unter den geladenen Gästen fanden sich Militärs aus Ländern mit miserabler Menschenrechtslage wie Saudi-Arabien, oder dem Irak; aus Staaten, in denen gerade Krieg herrscht, wie Israel oder Libyen; oder von Regierungen, die ihr Geld für Besseres ausgeben könnten als Waffen, zum Beispiel die Elfenbeinküste oder Mauretanien. Auf mehr als 175’000 Quadratmetern Ausstellungsfläche bot die Eurosatory 2014 den BesucherInnen nicht nur viel Platz zum Anbahnen von neuen Geschäften, sondern auch viel Spektakel. Für die Demonstration von Panzern und Geländefahrzeugen hatten die Veranstalter ein komplettes Testgelände auf- gebaut, inklusive Wüstensand, Wassergräben, Hügellandschaft und VIP-Tribüne.

«Weiche Ziele»
Unter den AusstellerInnen fanden sich auch dieses Jahr wieder knapp dreissig Schweizer Unternehmen. Die Ruag, gemäss «Defense News» einer der hundert umsatzstärksten Rüstungskonzerne weltweit, machte nicht nur mit der Plakatwerbung vor dem Messegelände auf sich aufmerksam. Der Schweizer Waffenbauer stellte auch ein neues, fast vier Tonnen schweres, Panzerfahrzeug vor, das sich ferngesteuert oder teil-autonom fortbewegt. Die Ruag bewirbt das Fahrzeug für die Grenzkontrolle und die Aufklärung in Kriegsgebieten. Aber es ist absehbar, dass die Diskussion über die ethischen und juristischen Fragen von selbstständigen Killer-Robotern bald auch die Schweiz erreichen wird. In ihren Werbebroschüren für Gewehrmunition liefert die Ruag auch einige Beispiele für die spezielle zynische Sprache, mit denen die Händler des Todes ihre Produkte vermarkten: «Die Munition liefert ein Maximum an Energie, um den erwünschten letalen Effekt zu erzielen.» Oder an einer anderen Stelle: «Entwickelt, um den Grossteil der Energie in den ersten Zentimetern nach dem Eintreten in ein weiches Ziel zu übertragen.» Die «weichen Ziele» sind Menschenkörper, versteht sich. Eine einzige Munitionsart bewirbt die Ruag damit, dass sie den Regeln der Haager Konvention über die Landkriegsordnung entspreche. Alle anderen Munitionsprodukte verstossen wegen ihrer Fragmentationseigenschaften gegen dieses Abkommen.

Dutzende Schweizer Firmen
Nicht nur die Ruag trumpfte werbemässig gross auf. Auch die Kreuzlinger Mowag rührte mit der grossen Kelle an und erkaufte sich die Titelseite des Messeprospekts. Neben den Radschützenpanzern selbst fand sich im Messeprospekt auch Werbung für eine neue 30mm- Bordkanone von ATK Armament Systems. Neben den grossen Rüstungskonzernen nahmen auch diverse weniger bekannte Firmen an der Messe teil: Darunter beispielsweise der Kempthaler Outdoor-Spezialist Katadyn oder die Berner Plath AG, die Funkaufklärungsgeräte herstellt, mit denen zum Beispiel Pager-Nach- richten abgefangen werden können.