Effektives Vorgehen gefragt

Finanzinstitute und Pensionskassen investieren noch immer in Atomwaffen und Streumunition produzierende Konzerne. Die Tatsache, dass dies mit dem Geld der BankkundInnen geschieht, macht betroffen und wirft die Frage auf: Wie kann ich verhindern, dass mit meinem Geld die atomare Aufrüstung weiter vorangetrieben wird?

Schweizer Banken und Pensionskassen investieren trotz Finanzierungsverbot im Kriegsmaterialgesetz in Atomwaffen und Streumunition. Da das Kriegsmaterialgesetz relevante Schlupflöcher aufweist, können entsprechende Finanzinstitute weder zur Rechenschaft gezogen, noch können ihnen illegale Anlageprodukte in ihren Portfolios nachgewiesen werden. Müssen wir es folglich akzeptieren, dass wir mit unserem Geld die Produktion umstrittener Waffen ermöglichen, ohne etwas tun zu können?
Natürlich nicht. Das Problem dieser unethischen Investitionen existiert weltweit – ebenso weltweit sind die diversen Divestment-Kampagnen und Bestrebungen, solche Investitionen zu verhindern. Einer der Hauptakteure in dieser Thematik ist die International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN), die sich zusammen mit der Organisation Business and Human Rights Conform (BHRC) für ein effektives Finanzierungsverbot und weniger Investitionen in Atomwaffenproduzenten einsetzt. Unter anderem publizieren sie alle vier Jahre den «Don’t Bank on the Bomb»-Report, in dem das niederländische Recherche-Institut Profundo die Geschäftsbeziehungen von mehr als 400 Finanzinstituten zu 28 Unternehmen untersucht, die Atomsprengköpfe sowie deren Trägersysteme produzieren. Damit schaffen sie etwas, das sich im ganzen Finanzsektor zu dieser Thematik kaum findet: Transparenz. Diese Transparenz bietet die Grundlage dafür, aktiv zu werden, und um effektive Mittel zu ergreifen, um diesen Anlagestrategien ein Ende zu bereiten. Im Folgenden einige Wege zu ethischeren Anlagepolicies, die beispielsweise in Norwegen dazu führten, dass diverse Banken aus sämtlichen Geschäftsbeziehungen mit umstrittenen Konzernen ausgestiegen sind.

Das Gespräch suchen

Dies mag erstaunen, hat sich jedoch in anderen Ländern als effektiv erwiesen. Selbst wenn es intuitiv nahe liegen würde, die Finanzinstitute als gefrässige Haie anzusehen und ihnen als Feinde zu begegnen, ist dies weder korrekt noch eine intelligente Strategie. Normalerweise investiert eine Bank nicht direkt und wissentlich in Atomwaffen produzierende Konzerne. Vielmehr sind diese Teil eines Indexfonds und der entsprechende Trader hat womöglich nicht einmal Kenntnis davon. Damit soll die «Return on Investment»-Strategie keineswegs von ethischen Bedenken rein gewaschen werden, doch sollte man sich bewusst sein: Es gibt Banken, die letzten Endes beinahe «unabsichtlich» investieren, da die Prozesse zu komplex sind und wenig Transparenz herrscht, wo wie investiert wird. Für diesen Fall macht es Sinn, zuerst als hilfreich Informierende die Bank mit der international verbindlichen Verpflichtung zur Abrüstung zu konfrontieren. Aus dieser Verpflichtung kann auch abgeleitet werden, dass die Produktion von Atomwaffen keine tragfähige, langfristige Industrie darstellt, was für Finanzinstitute durchaus relevant ist.

Druck aufsetzen

Ausserdem droht ein grosser Imageverlust, wenn die Bank als Atomwaffeninvestor öffentlich bekannt wird. Ein weiterer Weg ist auch Steigerung der Nachfrage nach nachhaltigen und ethisch verantwortungsvollen Fonds sowie nach Transparenz bezüglich der Anlagepolicy. In anderen Ländern hat die freundliche Kontaktaufnahme zu einigen Desinvestitionen und Policyverbesserungen geführt. Erst, wenn Investitionen abgestritten werden oder aber keine Reaktion erfolgt, sollte durch öffentliches Shaming Druck aufgesetzt werden. Wer an Banken denkt, sollte auch im gleichen Zug an Atomwaffeninvestitionen denken.