Securitas sorgt für Sicherheit?

Die jährliche Studie «Sicherheit 2015» brachte dieses Jahr Erstaunliches zu Tage. Auf die Frage, welche Organisation in
 der Schweiz Sicherheit generiere, sagten 61 Prozent der Befragten «Securitas», 35 Prozent nannten die Polizei und 16 Prozent meinten die Armee.

Mit diesen Zahlen zeigt die Studie «Sicherheit 2015», welche mit grossem Abstand die wichtigste Quelle zur Schweizer Sicherheitspolitik ist, dass die Befragten einer privaten Sicherheitsfirma mehr zutrauen als der Polizei oder der Armee. Dies mag einerseits an der mehr als hundertjährigen Tradition der Firma «Securitas» liegen, andererseits daran, dass mit 20’500 Personen in der Schweiz fast gleich viele Personen für private Sicherheitsfirmen arbeiten wie jedes Jahr Rekruten ausgehoben werden.

Der Boom der privaten Sicherheitsfirmen

Im Jahre 2015 generierte die Branche einen Umsatz von einer Milliarde Franken. 2002 war es mit 450 Millionen erst halb so viel. Damit ist die Schweiz nicht alleine. In Deutschland hat sich der Umsatz seit 1990 verfünffacht. Nicht nur der Umsatz nimmt zu, auch die Anzahl privater Sicherheitsfirmen in der Schweiz hat sich seit den 90er-Jahren fast verdreifacht. 1995 gab es noch 310 Unternehmen, 2015 sind es bereits 818. Mit dem Bedeutungsgewinn der privaten Sicherheitsfirmen nahmen auch die Versuche zu, die Branche zu regulieren. So trat 1999 ein Westschweizer Konkordat in Kraft, welches ebenso wie der Gesamtarbeitsvertrag von 2004 die Zulassungskriterien regelt. Dem GAV von 2004 unterstehen aber nur Unternehmen mit mindestens zehn Vollzeitstellen. 2013 verfügten aber nicht einmal 18 Prozent der privaten Sicherheitsunternehmen über mehr als zehn Vollzeitstellen. 2017 wird das Konkordat über Private Sicherheitsunternehmen (KÜPS) in Kraft treten. Viele Kantone werden diesem Konkordat aber nicht beitreten. Die Westschweizer Kantone behalten ihr Konkordat, Schwyz sieht keinen Handlungsbedarf, und Zug befürchtet, dass private Unternehmen in Kantone abwandern könnten, welche ohne Konkordat weniger strenge Regeln haben. Vielleicht wäre es am Parlament, ein Bundesgesetz über die Zulassung von privaten Sicherheitsfirmen in der Schweiz zu erlassen. Wieso sollte, was für die Dienste privater Sicherheitsfirmen im Ausland möglich ist, nicht auch in der Schweiz möglich sein?

«Securitas» und «Sicherheitsverbund Schweiz»

Geht es nach der Militärakademie der ETH müssten die privaten Sicherheitsfirmen stärker in den «Sicherheitsverbund Schweiz» (SVS) eingebunden werden. So schreibt Matthias Bieri jüngst im «Bulletin zur schweizerischen Sicher- heitspolitik», dass «das gewachsene Potenzial der privaten Unternehmen» in Krisensituationen genutzt werden sollte und mit der «Delegierung von Aufgaben an Private im Krisenfall» in den nächsten Jahren fest zu rechnen sei.

Für den neusten Sicherheitspolitischen Bericht «SIPOL» des Bundesrats hingegen sind private Sicherheitsfirmen neben lokalen Milizen, Söldnern und kriminellen Banden aber vor allem Akteure beim Zerfall staatlicher Strukturen. Selbst für die Armeeplaner in Bern scheinen diese Unternehmen also eher eine Gefahr als ein Segen für die Sicherheit zu sein. Für einmal haben sie recht.

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