Mit vollen Segeln

Das japanische Friedensschiff „Peace Boat“ hat soeben seine 24. Fahrt beendet. Jasna Bastic war an Bord.

Länger als drei Monate war das Peace Boat diesmal unterwegs und machte Station an Häfen von 17 verschiedenen Ländern. Diese einzigartige „segelnde NGO“ (Nichtregierungsorganisation) versammelt Menschen von Konfliktgebieten und Ländern mit ökonomischen und politischen Krisen. Zusammen mit dem japanischen Publikum entwickeln die internationalen Gäste Ideen und Projekte zur gewaltfreien Bearbeitung von aktuellen Konflikten; zum Beispiel zu Nordirland, Equador, Israel und Palästina, Bosnien, Kosovo, et cetera.

Rüstungsindustrie im Visier

Im Zentrum stand dieses Jahr die Vorbereitung für die Haager Friedenskonferenz vom Mai (siehe nebenstehenden Artikel). Eines der Hauptziele der Peace Boat-OrganisatorInnen ist die Abschaffung der Atomwaffen und „mindestens“ die Reduktion der konventionellen Waffen. In Den Haag soll ein NGO-Netzwerk gegründet werden, das die legalen und illegalen Profite der Rüstungsindustrie recherchiert und veröffentlicht. Es soll Informationen zu Kriegsindustrie und -technologie, Militärbudgets, Infrastruktur und Waffenhandel (vor allem in armen Ländern) verwerten. Das Schaffen von Öffentlichkeit soll weitere Aufrüstung erschweren.

Bewusstsein für Kriegsverbrechen

Obwohl die Idee idealistisch anmutet, wollen die AktivistInnen der Gruppe Peace Boat öffentliches Bewusstsein dafür schaffen, dass Krieg nichts anderes als legalisierter Massenmord an ZivilistInnen ist. Militärisch und politisch Verantwortliche seien vor internationale Tribunale zu stellen. Peace Boat möchte auch Kriegsopfer zu Zeugenaussagen ermutigen und Trainingsmethoden in (Berufs-) Armeen öffentlich anprangern. In den letzten Jahren hat Peace Boat Veranstaltungen mit Kriegsveteranen durchgeführt. Ihre Erfahrungen zeigen, dass Krieg ein Verbrechen und kein legales Mittel der Konfliktbearbeitung ist.

Globaler Aktionsplan

Die Haager Friedenskonferenz will einen globalen Aktionsplan für die Verhinderung von Krieg breit abstützen. Dieser Aktionsplan verlangt konkrete Schritte zur Reduktion von Truppen, Rüstung und Militärbudgets. Die Abrüstungsschritte werden begleitet von vertrauensbildenden Massnahmen und der Entwicklung von alternativen Sicherheitsstrukturen. Eine fünfprozentige Reduktion während fünf Jahren wäre ein erster Schritt Richtung Abrüstung und Umverteilung von Ressourcen.

Mythen im Unterricht

Die internationalen Gäste auf dem Peace Boat sowie die Vorbereitungsgruppe für die Haager Konferenz betonten die Notwendigkeit von Friedenserziehung. Ein negatives Beispiel von „Kriegserziehung“ sind die Staaten des ehemaligen Jugoslawien: An ihren Schulen werden Kinder mit politischer Propaganda und Mythen manipuliert, die historische Fakten und Taten von politischen Führern verdecken. In Bosnien gibt es jetzt drei völlig verschiedene Versionen des Krieges in drei verschiedenen Lehrbüchern. Nichtdiskriminierende Schulbücher gehören deshalb zu den dringendsten Bedürfnissen in Konfliktgebieten.

Kriegsspielzeug abschaffen

Ein weiterer konkreter Vorschlag einer Vertreterin aus dem ehemaligen Jugoslawien will Kriegsspielzeug für Kinder abschaffen. Einige Länder verbieten bereits den Verkauf von Kriegsspielzeug vor Weihnachten. Wenn die Haager Konferenz die Anregung aufnimmt, soll eine weltweite Kampagne gegen die Produktion und den Verkauf insgesamt starten.

Weitere Informationen über die Fahrten des Friedensschiffs:
Jasna Bastic, c/o GSoA, Postfach, 8031 Zürich, jasna@medienhilfe.ch.