Von Togo aus gesehen

Nach einer desillusionierenden Rekrutenschule, die mich sehr eindrücklich von der Notwendigkeit der GSoA und der Überflüssigkeit und Lächerlichkeit unseres Trachtenvereins überzeugen konnte, zog es mich nach Schwarzafrika, wo ich meine Energie endlich wieder sinnvoll investieren wollte.

Die Bevölkerung von Togo, die durch die langjährige Militärdiktatur eingeschüchtert, resigniert und verarmt ist, zementierte meinen Pazifismus während meines 13-wöchigen Volontariatseinsatzes für den YMCA. Ich habe erlebt, was es heisst, auf der anderen Seite des Maschinengewehres zu stehen und was passiert, wenn das ganze Geld des Landes in die Armee fliesst und dadurch lebenswichtige öffentliche Dienstleistungen, Wasser- und Stromversorgung, Spitäler und Medikamente verloren gehen. Die Diktatur funktioniert seit 33 Jahren nur, weil die Befehlskette in der Armee funktioniert. Ihr könnt vielleicht nachvollziehen, wie es einem gerade aus der RS entlassenen Soldaten und GSoA-Mitglied (Mitgliedschaft genüsslich mit Sold bezahlt) ergeht, wenn er gutgenährte, überbezahlte, mit Golduhren geschmückte Soldaten neben Kindern, die in Müllhaufen nach Essbarem suchen, sieht. Meine Sonnenbrille diente bald nicht mehr hauptsächlich als UV-Schutz, sondern als Versteck für Tränen der Wut und des Mitleids.

Von der Schweiz weiss man in Togo nur, dass der Diktator Eyadema sein Geld in unseren Banken vermehrt und dass die Schweiz neutral ist und keine Armee hat. Unzählige Male musste ich erklären, dass die Schweiz leider noch eine Armee hat, und unzählige Male musste ich den sichtlich enttäuschten FragestellerInnen eine Antwort auf die berechtigte Frage schuldig bleiben: „Wofür braucht ihr denn eine Armee?” Ich habe während der ganzen RS, während den Geschehnissen in Kosovo und bei intensivstem Nachdenken keine befriedigende Antwort auf diese entwaffnende Frage gefunden.

Markus, 22, Seminarist

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