Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

4. Ostermarsch 17. April 2006 - Geld kann man nicht essen!

 

Geld kann man nicht essen!

Heute wie gestern und morgen müssen unsere beiden Stummenten eingepfercht in vier Wände den Sonnenuntergang abwarten. Lange werden Sie diese Rosskur nicht mehr aushalten ohne krank zu werden.
In den letzten Monaten werden Millionen von Hühnern, Gänsen, Enten und anderem Geflügel vernichtet und verbrannt. Der Grund dafür: ein kleiner Virus, der sich im Jahr 1997 in einer industriellen Pouletfarm in China entwickelt hat und seither weltweit ausgebreitet hat. Die auf Produktivität hochgezüchteten Tiere haben keine natürlichen Abwehrkräfte mehr und erliegen den kleinsten Unregelmässigkeiten in ihrer «hypersterilen» Umwelt. Eine einzige Sorte Batteriehuhn wird heute in 10 Milliarden facher Auflage jährlich auf den Markt geworfen.
Der Virus könnte mutieren und für den Menschen gefährlich werden! Nun geht ein Kreuzzug los gegen unsere gefiederten Freunde rund um den Erdball: als erstes werden die Zugvögel für die Verbreitung des Virus verantwortlich gemacht, dann die kleinen Geflügelproduzenten, die nicht über standardisierte und sterile Installationen verfügen. Dabei sind es gerade die lokalen Rassen und die Wildtiere, die den Krankheiten dank ihrem intakten Immunsystem am besten widerstehen.
Kaum Einer redet davon, dass Millionen von kleinen, auf Selbstversorgung ausgerichteten Höfe, den industriellen Betrieben schon lange ein Dorn im Auge sind, weil sie ihre exponentielle Expansion bremsen. Kaum Einer stellt die an den Wahnsinn grenzende Industrialisierung der Geflügelzucht in Frage.

Weder Hühnerpest noch Rinderwahnsinn oder Hormonfleisch haben bisher vermocht der fortschreitenden Industrialisierung der Nahrungsmittelproduktion Einhalt zu gebieten. Die Vordenker der profitorientierten Wirtschaft wollen immer weiter rationalisieren ohne den Kollateralschäden - der Zerstörung von Natur und Leben - die notwendige Beachtung zu schenken. Sie beeinflussen nach wie vor die Leitlinien der Agrarpolitik in der Schweiz, in Europa und vielen Staaten der Welt.

Heute ist ein neues Vierjahresprogramm der schweizerischen Agrarpolitik an der Tagesordnung, die AP 2011. Sie hat dieselbe Ausrichtung wie die europäische und amerikanische Agrarpolitik und wird sanitäre Katastrophen, wie die eben genannte nicht verhindern sondern die Voraussetzungen für die Nächsten schaffen.

In Kürze, fünf Gründe, weshalb wir diese AP 2011 bekämpfen.

Dass es auch andere Wege gibt wird verschwiegen oder bestritten. Das Wasser, der Boden, der Wald sind natürliche Ressourcen, erneuerbare Ressourcen, die nie ausgeschöpft sind, wenn sie nachhaltig genutzt werden. Landwirtschaft und Viehzucht inspirieren uns Vermehrung, Bereicherung, Fülle, aus einem Korn werden viele, unendlich viele Körner. Dies ist die Grundlage für eine gesunde und vielseitige Ernährung von allen. Gute Nahrung braucht aber viele Hände, praktisches Wissen und eine große Erfahrung. Lokale und regionale Selbstversorgung ermöglichen kurze Kreisläufe und eine von den Grossverteilern unabhängige Ernährungssicherheit.

Eine eindrückliche und stetig wachsende Zahl junger Menschen hat die Lebensbedingungen in den Städten satt und sucht nach praktischer Tätigkeit und nach Lebenssinn. Viele von ihnen zieht es in die Hügel- und Berglandschaft und deren landwirtschaftliches Umfeld. Hier entstanden in den letzten Jahren interessante neue Formen von lebendigen Genossenschaften und der Begegnung von Stadt und Land; dabei denke ich nicht nur an unsere Longo mai Kooperativen sondern an eine Vielzahl von Initiativen in ganz Europa, die auf irgend eine Art und Weise «Anders leben und wirtschaften». In Genf, zum Beispiel, ist vor drei oder vier Jahren «Tourne-rêve» entstanden. Mehrere hundert Familien haben sich mit einigen Bauern zusammengetan und beraten wie sie die notwendigen Lebensmittel regional produzieren könnten. Daraus ist eine «Vertragslandwirtschaft» entstanden, in der Städter und Landwirte zu einer neuen Form von Zusammenarbeit gefunden haben. Mittlerweile sind schon 1300 Familien daran beteiligt. Solche Zusammenschlüsse von Konsumenten und Produzenten könnten wegweisend sein.

Mit der AP 2011 sind wir heute wieder einmal an einem Scheideweg. Doch diesmal wird es nicht genügen, wenn tausende Landwirte protestieren, denn sie sind nur noch eine kleine Minderheit. Der Protest und neue Initiativen müssen genauso von den Städtern kommen, denn schliesslich und endlich geht es um unser aller Nahrung.

LONGO MAI
Le Montois
2863 Undervelier
032/426 59 71
Fax: 032/426 77 06
E-mail: montois@datacomm.ch

[ Ostermarsch 2006 ]
© Gruppe für eine Schweiz ohne Armee, 19.04.2006, Webdesign dbu