Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

4. Ostermarsch 17. April 2006 - Geld kann man nicht essen!

 

Philipp Anders Arbeiten und handeln - Café RebelDía aus Chiapas

Was «anders arbeiten und handeln» heissen kann, werde ich anhand des feinen Kaffees, des Café RebelDía, den ihr hier trinken könnt, kurz illustrieren.

Seit acht Jahren sind wir in direktem Kontakt mit rebellischen Kaffeebauernfamilien in Chiapas, im Süden Mexikos. 600 zapatistische Familien haben sich zu einer Kooperative zusammengeschlossen und vermarkten ihren biologischen Kaffee direkt über uns und über andere Solidaritätsgruppen in der sogenannten «Ersten Welt».

«Anders» an ihrem und unserem Arbeiten und handeln ist dabei das intensive Verhältnis, das durch Besuche und die Zusammenarbeit entstanden ist. Damit meine ich nicht ein Verhältnis von Person zu Person, keinen Paternalismus, in welchem wir als reiche SchweizerInnen den armen Familien im Süden helfen wollen. Vielmehr sind wir mit den sehr selbstbewussten Bauern und Bäuerinnen in einem Austausch über ihre Arbeitsweise, über die Art und Weise, wie sie sich und wie wir uns organisieren.

Café RebelDía ist ein Experiment eines anderen Nord-Süd-Austausches: Im Süden wurde die Kooperative zu einer wichtigen Stütze der indigenen Autonomie. Im Norden wurde der Café RebelDía zu einem Symbol für eine andere Globalisierung, eine Globalisierung des Widerstandes. Und die KaffeetrinkerInnen des Café RebelDía trinken nicht nur fairen Kaffee, sondern über die Tasse Kaffee beteiligen sie sich an einer solidarischen Mobilisierung.

Wobei ich unser «andereres Arbeiten und Handeln» keineswegs glorifizieren möchte. Auf beiden Seiten des Teiches ist nicht der «neue Mensch» entstanden. Viele Male mussten wir darum kämpfen, dass wir in Chiapas nicht einfach als die reichen Goldesel aus dem Norden angesehen wurden, sondern als gleichwertige Partner. Viele Male herrschte Zwist, Uneinigkeit und Neid zwischen den Bauernfamilien. Und viele Male konnten wir uns im zapatistischen Netzwerk der europäischen Kaffeekollektive nicht auf ein gemeinsames Handeln einigen. Aber wir bleiben geduldig dran, suchen kollektiv Lösungen für die Herausforderungen und sind uns bewusst, dass dieser Handel mit zapatistischem Kaffee ein wichtiger Lehrblätz ist auf dem Weg in eine andere, gerechtere Welt.

«Für eine Welt, in der viele Welten Platz haben» ist das Motto der Zapatistas. Nicht Platz haben in dieser Welt der Vielfalt haben die einfältigen, homogenisierenden Werte: die Globalisierung des Profitdenkens, die Ökonomie des Terrors und der neoliberalen Arroganz. Die Welt des Krieges und der Heuchelei.

Heuchelei und Krieg ist für mich mit Ostern leider stark verbunden: Denn kurz vor den Osterferien 2003 wurde noch schnell der Irakkrieg für beendet erklärt - nicht von der Regierung Bush, auch nicht von der Regierung Blair, Aznar oder Berlusconi, sondern vom Schweizer Bundesrat, damit die sistierten Waffenexporte der Schweizer Waffenindustrie an die Krieg führenden Nationen im Irak nicht platzen.

Diesen Welten des Krieges und der Heuchelei müssen wir, gerade an Ostern, unsere Visionen, unseren Widerstand und unser alltägliches anderes Handeln entgegensetzen. Machen wir aus Ostern ein Fest der Auferstehung der humanistischen Werte. Kämpfen wir zusammen mit den Zapatistas für eine Welt, in der viele Welten Platz haben.

Philipp für Café RebelDía
www.chiapas.ch
rebeldia@chiapas.ch

[ Ostermarsch 2006 ]
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