General verhöhnt Zivildienst und Parlament

Ausgerechnet der Chef einer Armee, welche letztes Jahr allein für fünf Skiweltcuprennen über 10‘607 militärische Diensttage einsetzte, wirft dem Zivildienst vor, Aufgaben zu erfüllen, die auch Private übernehmen können. Während der Schweizer Skisport, aber auch die Tour de Suisse ohne Armee auskämen, gerieten Alters- und Behindertenheime, psychiatrische Anstalten und andere soziale Einrichtungen ohne den Zivildienst in arge Nöte. Zudem: Was ist anspruchs- und sinnvoller: Pistenstampfen oder Behinderte betreuen?

Wie für alle Militärköpfe hat für den Armeechef das Zivile weniger Würde als das Militärische. Hier liegt der wahre Grund, warum er die anderthalbfache Länge des Zivildienstes klein macht. Die Armeeführung und ihre parlamentarischen Vertreter haben den Zivildienst nie als echten Ersatz, geschweige denn als Alternative respektiert. Deshalb verhöhnt Blattmann die Abschaffung der menschenrechtlich unhaltbaren Gewissensprüfung als „Betriebsunfall“. Typisch ist auch, dass er völlig darüber hinweg geht, dass es die Armee selber ist, die bei den Aushebungen etwa ein Drittel der Stellungspflichtigen ausmustert (und damit auch dem Zivildienst entzieht).

Es wäre gescheiter, der Chef Armee, der Chef VBS und ihre politischen Gefolgsleute würden sich der Frage stellen: Warum sind immer weniger junge Bürger bereit, Militärdienst zu leisten? Warum ziehen sie der Armee einen bedeutend längeren Zivildienst vor? Blattmanns Aussagen bestätigen, dass die Armee in einer tiefen Sinnkrise steckt. Vom konventionellen „bö fei“ wurde sie schmählich im Stich gelassen. Die militärischen Auslandeinsätze werden angesichts der Debakel im Irak und in Afghanistan politisch immer schwieriger. Die Übernahme von Polizeiaufgaben im Innern ist höchst umstritten. Für das Pistenstampfen und den Katastrophenschutz braucht es weder Uniformen noch Gewehre noch Panzer noch Kampfjets.

Die GSoA wird jegliche Erschwerung des Zugangs zum Zivildienst und dessen Verlängerung energisch bekämpfen. Wir sind überzeugt, dass die grosse Mehrheit der Gesellschaft nicht bereit ist, den Zivildienst und die Gewissensfreiheit einem orientierungs-, aufgaben- und perspektivenlosen Massenheer zu opfern. Als Alternative zu Wehrpflicht fordern wir die Schaffung eines freiwilligen zivilen Sozial-, Umwelt- und Friedensdienstes, in dem Frauen und Männer im In- und Ausland sinnvolle Aufgaben erfüllen können. Die relevanten Sicherheitsherausforderungen der Gegenwart und Zukunft sind ziviler, insbesondere ökologischer, und nicht militärischer Natur.

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