Schoggi-Soldaten wollen Zwang für alle

SpitzensportlerInnen sind sympathische Männer und Frauen. Sie hüpfen, laufen, schwimmen, fahren Ski und Snowboard, kicken und werfen Bälle, machen allerlei sportliche Aktivitäten und das auch noch ziemlich gut. Und kriegt man sie vors Mikrofon oder Kamera, sagen sie hin und wieder auch noch interessante Sachen. Kein Wunder möchte jeder und jede den einen oder anderen Spitzensportler für sein Anliegen gewinnen. So auch die GegnerInnen der Wehrpflicht-Initiative.
Für die Gegenkampagne haben die BefürworterInnen der Wehrpflicht auch einige SpitzensportlerInnen gefunden, die sich für die Wehrpflicht aussprechen. Die meisten von ihnen kennt zwar niemand, aber was soll‘s. Das einzige ein bisschen bekanntere Gesicht ist Ski-Cross Olympiasieger Mike Schmid, der sogar mit an der Lancierungs-Pressekonferenz war.
Die GSoA hatte zuvor darauf aufmerksam gemacht, dass der Schweizer Tennisstar Roger Federer genauso wie die meisten anderen Schweizer Spitzensportler militärdienstuntauglich ist. Die GSoA freut sich natürlich, dass die GegnerInnen Elemente unserer Kampagnen-Ideen aufnehmen, das zeugt zumindest von unserer Originalität.

Kaum ein Spitzensportler leistet Dienst

Das Problem der Spitzensportler-Kampagne der GegnerInnen ist, dass sie das elementare Problem der Wehrpflicht nicht verstanden haben. Wir sind so freundlich und klären auf:
Wir haben mit unserer Federer-Aktion darauf aufmerksam gemacht, dass die Wehrpflicht zu einer ungerechten Schein-Pflicht geworden ist, die längst nicht mehr für alle gilt. Leute, die einen gutmütigen Arzt kennen, meistens aus einer urbanen und bildungsnahen Schicht, können sich über die Untauglichkeit vom Militärdienst suspendieren lassen. Die anderen sind zum Militärdienst gezwungen. Die Ungerechtigkeit gipfelt darin, dass sich privilegierte Profi-Sportler wie fast das gesamte Fussball-Kader der WM 2010, oder eben Roger Federer, militärdienstuntauglich schreiben lassen, obwohl sie fast täglich im Training oder im Wettkampf körperliche Höchstleistungen vollbringen. Wir haben volles Verständnis für die Sportler, denn sie haben natürlich Besseres zu tun und keine Zeit, Krieg zu spielen. Aber unfair ist es all jenen BürgerInnen gegenüber, die nicht das Glück haben, ein Ärzte-Team für sich zu haben, das für ihre Dienstuntauglichkeit bürgt.

Schoggi-RS

Die Kampagnen-Leiter für die Wehrpflicht fanden die Idee verwerflich, Spitzensportler in die Wehrpflicht-Diskussion einzubringen. Corina Eichenberger zeigte sich sehr empört. Nun haben sie ebenfalls SpitzensportlerInnen in ihre eigene Kampagne eingespannt, nämlich diejenigen welche allesamt von der Schoggi-RS für Spitzensportler profitieren. Diese Strategie war ein Eigentor, wie die Kommentar-Spalte zu einem 20 Minuten Artikel zeigte: Niemand hat Verständnis dafür, dass genau diejenigen für die Wehrpflicht werben, die das Glück hatten, ein bezahltes Sportlager als Militärdienst anrechnen lassen zu können. In der Tat, schaut man sich das Programm der Spitzensportler-Rekruten an (hier und hier), wird ersichtlich, dass die Sportrekruten von einer daunenweichen Sonderbehandlung profitieren: Täglich individuelles Training, Regenerationszeiten und Wochenendurlaub bereits ab Freitagmittag. Normale Rekruten können davon nur träumen. Und diese gleichen sportlichen Glückspilze wollen nun alle anderen zwingen, im Schlamm zu robben und ihre Schuhe zu putzen, damit sie selber weiterhin, hüpfen, laufen, schwimmen usw. dürfen. Um es in den Worten eines 20 Minuten Kommentarschreibers auszudrücken: „Wenn ausgerechnet die, die gar nicht richtig Dienst leisten müssen, sich für den Zwang aller anderen stark machen, ist das nur noch peinlich.”

Sportförderung ist kein Argument für Wehrpflicht

Mike Schmid sieht das anders. Er freut sich über die Förderung der Armee und sagt an der Lancierungs-PK, „dass die Armee der grösste Förderer von jungen Athletinnen und Athleten ist.” Die GSoA freut sich natürlich auch über die Sport-Förderung die junge AthletInnen erhalten. Dazu sind jedoch drei Dinge zu vermerken: Erstens gibt es keinen Grund, weshalb die Armee zuständig für Sportförderung sein soll. Zweitens darf Sport nicht militarisiert werden. Drittens mutet es schon ein bisschen egoistisch an, wenn ein Sportler davon schwärmt, wie er von „speziellen Freiräumen für das Training” profitiert und gleichzeitig fordert, dass die restlichen Männer der Schweiz zu einem sinnlosen und viel weniger schönen Militärdienst gezwungen werden sollen.
Die Leiter der Gegenkampagne verhalten sich damit ziemlich ungeschickt und bewirken mit ihren Sport-Militärs genau das Gegenteil von dem was sie erreichen wollten. Sie zementieren unsere Botschaft: Die Wehrpflicht ist ungerecht! Für die einen gilt sie, für die anderen nicht, je nach Geschlecht, Talent, Bildung oder Herkunft.
Die Wehrpflicht gehört deshalb abgeschafft, damit alle gleich behandelt werden. Sportförderung kann ohne die lästige Wehrpflicht in zivilen Förderungsprogrammen unternommen werden. Somit könnten die SportlerInnen sich frei ihren Talenten widmen, ohne sich um den sinnlosen militärischen Zwang kümmern zu müssen. Denn auch nach der Aufhebung der Wehrpflicht, dürfen sich Spitzensportler wie Mike Schmid freiwillig in die Sport-RS melden und sich als Zeitsoldat anstellen lassen. Wer aber keine Zeit hat, Krieg zu spielen, der stimmt am 22. September Ja zur Aufhebung der Wehrpflicht!

 

 

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