Krieg gegen Terror?

Die USA haben in Afghanistan vorgeführt, dass eine Supermacht mit massiven Bombardements, verbündeten Kämpfern am Boden und Millionen Dollar für überlaufende Warlords einen Krieg in einem Dritte-Welt-Land militärisch gewinnen kann. Die Taliban wurden schneller als erwartet abgelöst, die Bärte fielen und auch der befürchtete Bürgerkrieg im Atomwaffenstaat Pakistan ist (noch) nicht ausgebrochen. Zudem gibt es – bei allem Misstrauen gegen die lokalen Kriegsfürsten – berechtigte Hoffnungen auf einen Neubeginn in Afghanistan. Der Terrorfeldzug der USA: Ein voller Erfolg?
Die GSoA organisierte zahlreiche Kundgebungen und ging auch mit folgendem provozierendem Transparent auf die Strasse «Krieg gegen Terror: Eins zu eins». Diese Aussage hat sich, nicht nur, wenn man die zynische Zählung der Toten auf die Spitze treibt, bewahrheitet. Auf einen entsetzlichen Angriff auf die amerikanische Zivilbevölkerung haben die USA und ihre Alliierten mit einem grauenvollen Angriff auf Afghanistan reagiert. Dabei sollen, nach konservativen Berechnungen von Marc W. Herold, Professor für Ökonomie und Entwicklungspolitik im US-Staat New Hampshire über 4000 zivile Opfer unmittelbar durch die Bombardierungen getötet worden sein. Nicht berücksichtigt sind bei dieser Berechnung die Opfer, die an den Folgen der Bombardierungen (Verletzungen, Minen, Flucht…) starben. Das sind mehr Menschen, als bei den Anschlägen am 11. September 2001 starben. Dazu kommen, nach Schätzung von Militärexperten, über 10’000 tote Kämpfer der Taliban und der al-quaida.
War dies der Preis, den man für die Ablösung der Taliban – übrigens nicht einmal das ursprüngliche Kriegsziel der USA – halt einfach zahlen musste? Und führt die Einschränkung der Bürgerrechte in den USA, die nun «differenziertere Betrachtung» (Gerhard Schröder) – und damit Gutheissung – des russischen Krieges gegen Tschetschenien, der nun unwidersprochene Krieg Israels gegen Palästina, der angelaufene «Plan Colombia» zur Bekämpfung der kolumbianischen Rebellen und ähnliches wirklich zu mehr Sicherheit?
Die Bombardierung Afghanistans nützt gegen den internationalen Terrorismus herzlich wenig. Nicht mit Bomben, sondern der Bekämpfung der Krisensursachen, mit dem Engagement für den Dialog der Kulturen und einer gerechteren Wirtschaftspolitik kann die Gewaltspirale überwunden werden. Oder fühlen wir uns nun, nach dem Sieg der USA gegen Afghanistan, etwa sicherer als zuvor?
Die GSoA hat, zusammen mit vielen anderen Organisation zahlreiche Demonstrationen organisiert, Tausende von Menschen sind auf die Strasse gegangen. (eine ausführliche Dokumentation auf gsoa.ch). Wir werden weiterhin gefordert sein, eigennützigen Militärinterventionen und «Terrorfeldzügen», mit denen geostrategische und Wirtschaftsinteressen auf dem Buckel der Zivilbevölkerung durchgesetzt werden, eine zivile Konfliktpolitik entgegenzustellen und klarzustellen: «So nicht, nicht mit uns!» Gerade weil wir davon ausgehen müssen, dass der sogenannte Krieg gegen den Terror noch lange dauern wird, ist eine Weiterarbeit der GSoA im Rahmen dieses losen «Bündnis gegen Krieg und Terror» wichtig.