Bananensplitterzone

Das Territorial-Regiment 93, die Einheit des Schwyzer CVP-Ständerats Bruno Frick, hatte wieder einmal einen grossen Auftritt: Im Januar wurden die Territorial-Soldaten zur Flüchtlingsbewachung nach Mollis, Tennen und Turtig abkommandiert. Gleich mit zwei Sonderausgaben feierte die Kompanie-Zeitung „brattig” das freudige Ereignis – „unseren ersten Ernstfall im Militär”.

Allen voran Regimentskommandant Frick, der den aktuellen Einsatz unter das Motto „Die Schwyzer National Guard ist bereit” stellte. Der politisch Konservative ist ein überzeugter Armee-Modernisierer. Er will die Territorialinfanterie zu einer Bundespolizei für Migrations-Abwehr und Terror-Bekämpfung ausbauen. Und er will Bundesrat werden: Im „brattig” positioniert sich der Oberst im Generalstab „als Anwalt der Truppe in Bern”. Sollte Frick die Wahl schaffen, muss er sich zuerst mit Sport- und Verteidigungsminister Adolf Ogi über die Bedeutung des Reformprojekts „Schweizer Armee XXI” verständigen. Der CVP-Mann interpretiert das Kürzel „XXI” als „Unentschieden, Unentschieden, Sieg der Heimmanschaft”.
Frick würde seine Truppe am liebsten einsetzen, „wenn ein Irrer droht, einen Terroranschlag an der Gotthardstrecke zu verüben”. Die Flüchtlingsbewachung war nicht ganz so spektakulär, aber auch so durfte Frick laut „brattig” Freude an seinen Mannen haben. Die nämlich „zeigen, wie’s geht – die Flüchtlinge führen die Befehle aus”, sie (die Mannen) „massregeln Ö mit scharfer Stimme”, sie „geben den Tarif durch”, sie „unterbinden den Handel unter den Flüchtlingen innerhalb der Notunterkünfte”, und sie versprechen ortsansässigen Taxi-Chauffeusen, „zum Rechten zu schauen”, damit diese „endlich wieder ruhig schlafen” können.
Kein Wunder hatte Marianne Bachmann, die zivile Leiterin der Flüchtlingsunterkunft in Mollis, ihre Probleme mit dem Armeeeinsatz. Bachmann beklagte sich besonders über „die teilweise abstrusen Handlungen” der Offiziere. Auch die grosse Anzahl an militärischem Personal mache die Arbeit unnötig schwierig: Normalerweise, so Bachmann, hätte sie eine Unterkunft wie diejenige in Mollis mit rund zwölf Zivilisten betreut.
Um so bedauerlicher ist es, dass eine Organisation wie die Schweizerische Flüchtlingshilfe (SFH) den Truppen-Einsatz befürwortet und sich für die Armee-Propaganda einspannen lässt. Genüsslich zitiert „brattig” die SFH-Sprecherin Suzanne Auer, welche sich Bunderat Kollers Rede von „ausserordentlichen Situationen und ausserordentlichen Massnahmen” anschliesst. Auer begrüsst sogar die bewaffnete „Bewachung” der Flüchtlingsunterkünfte, vor allem dann, wenn die Reaktion der Bevölkerung in den entsprechenden Dörfern schwierig zu beurteilen sei. Da die Reaktion der Bevölkerung generell schwierig zu beurteilen ist, wird die SFH demnächst die Kasernierung sämtlicher Flüchtlinge fordern müssen.