Die rechte Regierung im Tessin rehabilitiert die P-26

Am 19. November publizierte der Tessiner Regierungsrat seine Antwort auf eine Frage von Matteo Pronzini (Movimento per il Socialismo) und Carlo Lepori (SP) zur Teilnahme Norman Gobbis (Lega) an einer Feier zu Ehren ehemaliger Tessiner Mitglieder der P-26 im Oktober 2015.

Die 24-seitige Antwort übernimmt vollumfänglich die Thesen der Verfechter der P-26-Rehabilitierung. Man findet darin sogar dieselben, der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Texte der militärhistorischen Gesellschaft des Kantons Zürich. Deren Präsident ist Werner F. Nöthiger, der Hauptverantwortliche der P-26-Rehabilitierung. Die drei Thesen können wie folgt zusammengefasst werden:
1. Der Bericht der parlamentarischen Untersuchungskommission, die 1990 zum Schluss gekommen war, dass die Geheimarmee «an sich eine potentielle Gefahr für die verfassungsmässige Ordnung darstellt», sei durch das überheizte politische Klima rund um die Fichenaffäre verfälscht worden;
2. Neue historische Untersuchungen und Aussagen von Veteranen, die seit 2009 nicht mehr der Geheimhaltung verpflichtet sind, zwingen zu einer erneuten Evaluation der P-26, die der von 1990, die «von Medien und Politik konditioniert war», widerspricht;
3. Die Schaffung der P-26 ist im Sinne einer Weiterentwicklung des militärischen Widerstands gegen die Fremdbesetzung, die auf 1940 zurückgeht, zu sehen.

In seiner Ansprache bei der Feier bedauerte Gobbi die Rolle der Medien in der «Hexenjagd», die auf die Aufdeckung der P-26 folgte. Er bedauerte ebenfalls dass die Veteranen, die bis anhin der Geheimhaltung unterworfen waren, «sich nicht hätten gegen die Anschuldigungen wehren können (…) und somit als Vaterlandsverräter bezeichnet wurden.» Der Tessiner Regierungsrat kommt zum Schluss, dass es vollkommen berechtigt sei, «den Frauen und Männern zu danken, die ihre Zeit einem wichtigen, wenn auch umstrittenen Teil der Schweizer Verteidigungspolitik, der Demokratie und den Bürgern widmeten.»
Diese Äusserungen erinnern an die Einleitung des vom Westschweizer Radio und Fernsehe produzierten Dokumentarfilms über die P-26: «durch den Dreck gezogen und alles Bösen bezichtigt (…) aber die Geschichte, Sie werden es sehen, gibt ihnen Recht. Es waren Patrioten, mutige Männer und Frauen.»