"Die Flugzeuge, die uns bombardierten"

Guatemala ist neben Burma das Land, in dem Pilatus-Flugzeuge am längsten und brutalsten gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden.

Ein Blick zurück in eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte der Schweizer Kriegsmaterial-Exporte.

Guatemala hat eine traurige Vergangenheit: Jahrzehntelang reihte sich eine Militärdiktatur an die andere, bereicherten sich Grosskonzerne aus den USA an den Ressourcen des Landes, unterdrückte die Oberschicht, bestehend aus den von den Spaniern abstammenden Ladinos, die indigene Bevölkerung. 1960 brach der schreckliche Bürgerkrieg aus, der bis 1996, dem offiziellen Friedensschluss dauerte. Schätzungsweise 200’000 Menschen – in der überwiegenden Mehrheit Indigenas – wurden von der guatemaltekischen Armee und den von ihr aufgebauten paramilitärischen Truppen ermordet. 500 Dörfer wurden dem Erdboden gleichgemacht, ihre EinwohnerInnen vergewaltigt und massakriert.

Augenzeugenberichte

1980 wurden erste Augenzeugenberichte bekannt, wonach die Militärs im blutigen Bürgerkrieg in Guatemala mit PC-7-Flugzeugen Indiodörfer bombardierten. Schwester Petronila aus dem Hochland Guatemalas berichtet über einen Angriff der guatemaltekischen Luftwaffe am 1. Dezember 1981 im Departement Quiche folgendes: «Die Armee begann, uns zu bombardieren und nahm uns unter Maschinengewehrfeuer. Ich weiss nicht wie, aber einige Flugzeuge flogen ganz tief und liessen eine Menge Bomben fallen.Wir alle begannen, uns, so gut wir konnten, ins Unterholz zurückzuziehen. Die Kinder begannen zu schreien… Die Frauen riefen ihren Kindern, weil sie sie verloren hatten und fanden sie nicht.Wie mussten wir rennen: Rennen… rennen… rennen… Danach, bereits ruhig miteinander sprechend, begannen wir uns darüber klar zu werden, dass die Flugzeuge, die uns bombardierten, von denjenigen waren, die man <Pilatos> nennt, die sie mit Geschützen ausrüsten, um uns zu bombardieren. Die uns bombardieren, sind von der Armee.»

Bis 1985 setzten die Regierungstruppen systematisch Pilatus-Flugzeuge gegen die indigene Zivilbevölkerung ein. Der militärische Einsatz der Schweizer Flugzeuge beunruhigte die Weltöffentlichkeit und veranlasste die englische Regierung sogar zu einer diplomatischen Intervention in Bern. 1989 bestätigte der damalige Bundesrat Villiger erstmals, dass Pilatus-Flugzeuge in Guatemala gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt wurden, erst 1993 gestanden die Pilatuswerke den Skandal offiziell ein.