Foltern und foltern lassen

Buchbesprechung über Alfred W. McCoy, der die Folter-Forschung und -Praxis von CIA und US-Militär in den letzten 50 Jahren untersuchte.

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Alfred W. McCoy dokumentiert in seinem Buch* «Foltern und foltern lassen. 50 Jahre Folter-Forschung und -Praxis von CIA und US-Militär» die Erforschung und systematische Anwendung verschiedener Foltermethoden in den letzten Jahrzehnten. Vor rund fünfzig Jahren holte sich die CIA Naziwissenschaftler aus Deutschland, um von deren Folter-Know-How zu profitieren. Immer wieder wurden Gelder versteckt an regierungsnahe Wissenschaftler vergeben, um mit Psychodrogen zu experimentieren. In den Anfängen stand vor allem LSD im Zentrum. Da aber keine wirklichen Fortschritte gemacht wurden, verlagerte sich die Forschung immer mehr zur psychischen Folter. Dabei wurde die «berührungslose Folter» entwickelt, welche keine physischen Spuren hinterlässt und zuverlässigere Aussagen aus den Verdächtigen pressen soll. McCoy spricht von «der ersten wirklichen Revolution auf dem Feld der grausamen Wissenschaften seit dem 17. Jahrhundert». Folterhandbücher hielten für befreundete Regimes fest, wie die Folter am besten angewendet werden kann. Im «Human Resources Exploitation Manual» von 1983 – geschrieben von einem CIA-Agenten – sind die wichtigsten psychologischen Foltermethoden aufgezählt. Diese wurden in Abu Ghraib genauso angewendet wie in Chile, Honduras und den Philippinen, um nur einige Länder zu nennen. Die Persönlichkeit der Befragten soll gebrochen werden, um sie völlig gefügig zu machen. Scheinexekutionen gehören genauso zum Repertoire wie die Störung des Schlafrhythmus und viele weitere grausame Techniken.

Mit diesem Buch wird klar, dass die bekannt gewordenen Folterskandale keinesfalls auf mangelnde Disziplin oder persönliche Verfehlungen einzelner Soldaten zurückzuführen sind. In den bekannt gewordenen Fällen von Abu Ghraib und Guantánamo Bay handelt es sich nicht um einmalige Vergehen von Militärs, sondern vielmehr um routinemässige und erforschte Praxis. So verstörend das Lesen auch sein mag, das Buch von McCoy ist ein wichtiges Buch.


*erschienen im Jahr 2005 im Verlag Zweitausendundeins

«Die Grenzen der Solidarität»

(aw) Weshalb setzt sich die Schweiz nicht stärker für die Rechte der von den US-Behörden entführten und gefolterten Menschen ein? Gibt es in der Schweiz überhaupt eine humanitäre Tradition, welche die Achtung der Menschenrechte über die politische Opportunität stellt, oder ist sie bloss eine Legende? Mit dieser Frage befasst sich ein kürzlich erschienes Buch von Jon Fanzun, Vorstandsmitglied Menschenrechte Schweiz (www.humanrights.ch)

Jon A. Fanzun, Die Grenzen der Solidarität. Schweizerische Menschenrechtspolitik im Kalten Krieg. Zürich, Verlag Neue Zürcher Zeitung, 2005

Faxaffäre und die Schweiz

(tc) Nach der Schweizer «Fax-Affäre» stellt die GSoA folgende Forderung an die Schweizer Politik

  • Keine Zusammenarbeit mit Nachrichtendiensten, die nachweislich Menschenrechte verletzen (zum Beispiel die CIA). Keine Verwendung von Informationen, die durch Folter gesammelt wurden.
  • Unverzügliche Veröffentlichung von Hinweisen auf Menschenrechtsverletzungen.
  • Stärkerer Einsatz der Schweiz für die internationale, uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte. Menschenrechtsverletzungen müssen verurteilt werden, auch wenn Schweizer Wirtschaftsinteressen berührt sind.
  • Stärke demokratische Kontrolle der Schweizer Geheimdienste.
  • Kein Strafverfolgung von Medien, welche «geheime» Dokumente veröffentlichen. Schon gar nicht durch die Militärjustiz.