GSoA-Festival Yourope for Peace (U4P)

der Name war Programm. Ein kurzer Rückblick auf drei spannende Tage.

Mitten in eine laufende Unterschriftensammlung hinein auch noch ein dreitägiges Festival zu organisieren – auf solche Ideen kann wohl nur die GSoA kommen. Das Festival begann am Freitag, 31. Juli – der offiziellen Schweiz einen Tick voraus – mit einem kulturellen Teil. Der Liedermacher Sarbach sowie die Bands Mudslick, Aeronauten und Soldat inconnu spielten bis spät in die Nacht auf.

Kein Friede im Alleingang

Am Samstag standen Inhalte und Perspektiven einer europäischen Friedenspolitik zur Diskussion. Eingeladen waren Gäste aus dem benachbarten Ausland, denn «es geht weniger denn je an, dass die Schweiz im Alleingang ihre Zukunft sucht», erklärte Roland Brunner als Gesprächsleiter. Es müsse einer europäischen Friedenspolitik darum gehen, die zivilen Antworten zu stärken und die alten militärischen Zöpfe abzuschneiden. «Wieviele Bosnien und Kosov@ wollen unsere Politiker noch abwarten, um endlich einzusehen, dass auch mit dem modernsten Militär zivile Probleme und innere Gewalt nicht beantwortet werden können?» Diese Frage von Roland Brunner leitete durch die Podiumsdiskussion und die anschliessenden Arbeitsgruppen.

Als erstes waren Renate Wanie von der Werkstatt für gewaltfreie Aktion Baden in Heidelberg/BRD, Herbert Wulf, Direktor des Bonn International Center for Conversion BICC, Maja Wicki, Philosophin und Publizistin, und Jean-François Steiert, Generalsekretär der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz SPS, eingeladen, ihre Visionen und Perspektiven für ein armeefreies, friedensfähiges Europa aufzuzeigen. Renate Wanie betonte, dass eine Gesellschaft ohne Armee heute keine Utopie mehr sei, weil die historischen Voraussetzungen dafür heute bestehen. Es müsse uns darum gehen, mit konkreten Visionen Projekte zu entwickeln, die auch politisch durchsetzbar sind. Politische Freiheit und soziales Engagement seien dafür die Bedingungen und mit offenem Neid schaue sie auf die verfassungsmässigen Rechte, mit denen die GSoA in der Schweiz Fragen stellen könne, wie es in Deutschland nicht möglich sei.

Suche nach einer neuen Kultur

Maja Wicki definierte Armeen als Folge der Gewalt, die die eigentliche Ursache gesellschaftlichen Leidens sei. Die Gewalterfahrungen von Flüchtlingen, die Gewaltbereitschaft in den Köpfen, die Gewaltpotentiale in der Gesellschaft müssten mit einer neuen Kultur und dem Aufbau eines neuen Beziehungsnetzes beantwortet werden. Mit Konflikten leben zu lernen, sie als Teil des Lebens zu akzeptieren und Differenz zu ertragen, sei die grosse Herausforderung, vor der wir stehen. Das Thematisieren militärischer Gewaltstrukturen und das Aufzeigen ziviler Alternativen sei ein Beitrag zu dieser Suche nach einer neuen Kultur.

Herbert Wulf legte in seinem Beitrag Gewicht darauf, dass das Einlösen einer Friedensdividende, d.h. das Abrüsten der Staaten, ein konkreter Prozess sei, der kaum auf einen Schlag geschehen könne und der auch etwas koste. Die Konversion der Rüstungsindustrie, die Umnutzung der militärischen Bauten, die Demobilisierung der Soldaten, das Verschrotten der Waffen, all dies biete riesige Chancen, berge aber auch Gefahren und erfordere darum eine bewusste Politik, die auf betroffene Menschen und Strukturen Rücksicht nehmen müsse.

Auch für die SP wichtig

SP-Generalsekretär Jean-François Steiert schliesslich offenbarte bei aller Kritik am Tempo und einigen Einschätzungen der GSoA sein eigenes gsoatisches Herz. Die Initiativen der GSoA seien auch für die SP wichtig, damit diese nicht purem Reformismus verfalle, sondern sich immer wieder die grundsätzlichen Fragen stelle.

In einer zweiten Runde waren weitere Gäste eingeladen, zu den Visionen Stellung zu nehmen. Aus Deutschland waren Uli Wohland von der Kampagne «Daimler-Minen stoppen!», Günther Lott vom «Netzwerk Friedenssteuer» und Tobias Henkel von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen DFG-VK angereist. Aus Österreich brachte Herbert Peherstörfer vom Internationalen Versöhnungsbund Überlegungen zur Neutralitäts-Debatte und Erfahrungen mit Projekten Ziviler Konfliktbearbeitung in Kriegs- und Nachkriegsprojekten ein. Aus der Schweiz stellten sich SP-Nationalrätin Angeline Fankhauser, GBI-Jugendsekretärin Ursula Häberlin, der Journalist und Uno-Korrespondent Andreas Zumach und der langjährige Friedensarbeiter Hansjörg Braunschweig den Problemen und Fragen. In Arbeitsgruppen bestand anschliessend die Möglichkeit konkrete Fragen anzugehen, eigene Überlegungen einzubringen sowie Erfahrungen auszutauschen. Diverse Themen von Arbeitsgruppen haben wir in dieser GSoA-Zitig wieder aufgenommen. Auf Seite 13 ist eine Beitrag über die Österreichischen Friedensdienste zu finden. Auf Seite 14 und 15 nehmen wir die Diskussion der Arbeitsgruppe «Krieg in Kosov@ – die Eskalation der Gewalt politisch durchbrechen» wieder auf.

Durchtanzte Nacht

Am Abend des 1. August ging um 22 Uhr das Programm in der grossen Halle der Reitschule los. Die DJs Oliver Bondzio, Styro2000, Vision E, Geisah, Deetron, Dee Tree 9 und Cybe Dexter legten auf, und rund 500 Leute tanzten bis in den frühen Morgen. Die GSoA setzte mit «Yourope for Peace» ein Zeichen der Offenheit und Zukunftsfähigkeit. Sie leistete damit einen Beitrag zu einer Schweiz, die für das nächste Jahrtausend nicht nur mit der Vergangenheit im Rucksack antritt, sondern die zeigt, wieviel Potential für die Zukunft in ihr steckt. Die Arbeit geht weiter – beim Sammeln der noch fehlenden Unterschriften in der Schweiz und in der gemeinsamen Diskussion und Aktion über die Grenzen und Berge hinweg. Die Mühen der Ebene liegen vor uns.