Hobby-Polizisten

Ich fahre jeden Tag mit dem Fahrrad von Emmenbrücke nach Buchrain zur Arbeit. Dabei befahre ich vor allem Wege abseits der Kantonsstrassen, welche auch von Schulkindern bevorzugt werden. Einer dieser Feldwege führt über die Piste des Flugplatzes Emmen. Als ich letzten Dienstag (12 Mai) am späteren Nachmittag mit einem Kollegen nach Hause fuhr, konnte ich schon von weitem zwei Personen mit umgehängtem Sturmgewehr auf diesem Feldweg erkennen. Dies war kein ungewohntes Bild für mich, denn wir können des öfteren Rekruten aus der Kaserne Emmen bei ihren Übungen beobachten. Diese Soldaten trugen nun aber weder eine Kopfbedeckung noch eine Jacke und somit auch keine Einheitsabzeichen. Sie wandten uns die Rücken zu und schauten in den blauen Himmel. Ich nahm deshalb an, dass die beiden gerade eine Pause hatten und nicht im Dienst standen.

Als wir nun bei ihnen ankamen, drehten die zwei sich plötzlich um und forderten uns auf, anzuhalten. Völlig überrascht konnte mein Arbeitskollege nur noch mit einer Vollbremsung den Zusammenstoss mit dem Rekruten verhindern. Ich versuchte ebenfalls auszuweichen. Da riss mich der Rekrut, ausgestattet mit cooler Sonnenbrille und Zigarette, vom Fahrrad und schleuderte mich auf den Feldweg. Dabei zog ich mir starke Schürfungen am Unterarm und an der Hüfte zu. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, wenn ich mit dem Kopf zuerst aufgeschlagen wäre.

Die beiden verlangten daraufhin unsere Ausweise und richteten ihre Gewehre auf uns. Kein Wort der Erklärung, keine Entschuldigung. Völlig hilflos winkten die beiden einen Korporal herbei. Dieser spazierte von weit her über die Felder und trug wenigstens einen Helm, war also als Soldat zu erkennen. Er erlaubte uns sofort die Weiterfahrt, allerdings nicht über den Flugplatz, denn wir waren nicht gewillt, uns diesen Hobby-Polizisten gegenüber auszuweisen. Ein einfaches Warndreieck einige Meter vor der Kontrolle hätte diesen Unfall verhindert. Auch ein professionelleres Auftreten der Rekruten in bezug auf ihre Kleidung wie auf ihr Verhalten wäre wünschbar gewesen.

Gestern nun erfuhr ich den Zweck der ganzen Sache aus den Printmedien. Die Ziele der Übung «Hornet» wurden in diesem Fall klar verfehlt. Mir graut vor der Vorstellung, dass solche selbsternannten Rambos unsere Polizei und unsere Zollbeamten unterstützen sollen. Einige zweiwöchige WKs können keine mehrjährige Polizeiausbildung ersetzen. Ich glaube nicht, dass die Polizei während der Ausbildung ihrer Leute die Gesundheit Unbeteiligter aufs Spiel setzt.

Rainer Pfüller, Emmenbrücke

 

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