Kaderlos

Nach der Absetzung von Luftwaffenchef Walter Knutti und dem erzwungenen Rücktritt des Armeechefs Roland Nef befindet sich das Militär in einer der grössten Krisen seiner Geschichte. Braucht die Armee einfach nur neue Chefs, um ihre Probleme zu lösen?

«Besser keine Armee als eine solche» schrieb Christoph Mörgeli vergangenen Monat in der rechtskonservativen «Weltwoche». Selbst stramme Militaristen wie SVP-Nationalrat Mörgeli scheinen ihre Freude an der Schweizer Armee verloren zu haben. Und diese präsentiert sich in jüngster Zeit wahrlich in desolater Verfassung: Erzwungene Rücktritte,Todesfälle im Dienst und die Kontroverse um die Lagerung der Armeewaffen im Kleiderschrank belasten das Image. Auf den ersten Blick scheinen die Herausforderungen lösbar zu sein. Doch auch ein neuer Chef oder das Ende von tödlichen Rambo-Übungen können das Militär nicht aus der Krise holen. Denn die Probleme liegen tiefer.

Orientierungslos präsentiert sich die Kaste der Militäroberen. Die Landesverteidigung ist passé und das Nachfolgekonzept «Raumsicherung» versteht niemand so richtig, nicht einmal die Armee-Strategen selber.Auch die neuen Betätigungsfelder – Auslandeinsätze und Einsätze im Inneren – können die Legitimationslücken nicht schliessen. Denn in den Irak und nach Afghanistan wollen auch die feurigsten Befürworter von «Friedenseinsätzen» keine Schweizer Truppen schicken. Im Inland werden die Botschaftsbewachungen durch Soldaten schrittweise reduziert; die Polizei hat sich mit ihrer Kritik durchgesetzt. Und so muss selbst die traditionell armeefreundliche NZZ nun eingestehen, dass «manche Fragen wie beispielsweise jene nach einer klareren Darstellung des Bedrohungsbildes oder nach deutlicher umrissenen Armeeaufträgen – unabhängig von der Führung im Verteidigungsdepartement – noch auf längere Sicht offen bleiben».

Auch personell wird sich die Armee unabhängig von ihrem Auftrag nicht so schnell erneuern lassen. Einerseits sorgen der Zivildienst und der «blaue Weg» in der Armee für ein Klima, das Rambos und unkritische Geister fördert. Und Kaderpositionen lassen sich nicht einfach neu besetzen, denn wer will heute noch in einer Armee ohne Auftrag Karriere machen,wenn es im zivilen Leben interessantere und zukunftsträchtigere Aufgaben gibt. Und so bleibt einzig die alte Forderung: Schaffen wir die Armee ab – besser heute als morgen!