Trink oder stirb!

Coca-Cola wird in den USA beschuldigt, Morde an kolumbianischen Gewerkschaftern zu tolerieren.

Dass wir nicht zu viel Coca-Cola trinken sollen, haben uns unsere Eltern eingebläut, da das Zuckerwasser schlecht für Zähne und Gesundheit ist. Eine Studentenkampagne in den USA prangert nun Coca-Cola an, eine Mitverantwortung an Morden von kolumbianischen GewerkschafterInnen zu haben und für Umweltverschmutzungen in Indien verantwortlich zu sein.

«Murder – it’s the real thing» lautet der Slogan der «Stop the Killer Coke»-Kampagne, welche von Studentengruppen in den USA getragen wird. Auf deren Druck haben schon zehn US-Universitäten den Getränkegiganten vom Campus verbannt und den Ausschank von Coca-Cola-Getränken verboten. Zu Beginn dieses Jahres trat die University of Michigan mit 54’000 Studierenden dem Boykott bei. Mittlerweile schliessen sich auch Hochschulen in Kanada, auf den britischen Inseln und in Italien dem Protest an.

Morde an Gewerkschaftern in Kolumbien

Hintergrund der Anschuldigungen ist die Ermordung, Entführung und Einschüchterung von mehreren Führern der kolumbianischen Gewerkschaft Sinaltrainal, welche die Arbeiter in den Coca-Cola-Abfüllbetrieben von Panamco in Kolumbien vertritt. Coca-Cola wird mit insgesamt acht Morden in Verbindung gebracht, die seit 1989 an Mitgliedern von Sinaltrainal verübt wurden. Alles deutet darauf hin, dass die Morde von paramilitärischen Einheiten ausgeführt wurden, die ein gefährliches Produkt des Bürgerkriegs in Kolumbien sind. Die Paramilitärs kontrollieren in weiten Teilen Kolumbiens einen Grossteil des gesellschaftlichen Lebens und machen Jagd auf die sozialistischen Farc-Rebellen. Dabei geraten häufig auch Gewerkschafter ins Visier der Paramilitärs.

Sinaltrainal und die «Stop the Killer Coke»-Kampagne verdächtigen nun Coca-Cola und deren kolumbianische Tochter Panamco, gemeinsame Sache mit den Paramilitärs zu machen, um die Arbeiterschaft in den Abfüllbetrieben unter Druck zu setzen. Die Morde und Entführungen traten jeweils während den Verhandlungen zwischen Gewerkschaft und dem Management auf. Ausserdem pflegt das Management einen freundschaftlichen Umgang mit den Paramilitärs. Im Anschluss an die Morde der Todesschwadronen habe laut Sinaltrainal das Unternehmen die übrigen Gewerkschaftsmitglieder zum Austritt gezwungen, Lohnerhöhungen rückgängig gemacht und Krankenversicherungen gestrichen.

Der Konzern weist die Vorwürfe zurück. Laut Angaben von Coca-Cola sind die Verbindungen zwischen Panamco und den Paramilitärs frei erfunden. Vielmehr hätten auch die Manager gelegentlich das Gewaltregime der Todesschwadronen zu fürchten. Und, so betont Sprecherin Kari Bjorhus, zwei Ermittlungsverfahren hätten keine Hinweise auf eine «Mitschuld des Abfüller-Managements an Gewalt gegen Gewerkschaftsführer» ergeben.

Umweltverschmutzungen in Indien

Einer für Coca-Cola tätige Abfüllfirma in Indien wird vorgeworfen, für sinkende Grundwasserspiegel und Pestizidverseuchungen in mehreren Regionen Indiens verantwortlich zu sein. Auch diese Vorwürfe weist das Unternehmen zurück. «Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis dafür, dass unsere Produktion Umweltschäden verursacht hat», erklärte Sprecherin Bjorhus. Kritiker von Coca-Cola weisen aber darauf hin, dass entsprechende Gutachten vom Getränkekonzern selbst in Auftrag gegeben wurden. Einer unabhängige Untersuchung der Vorwürfe hat das US-Unternehmen bislang nicht zugestimmt.

Auch wenn einige der grössten US-Universitäten den Coca-Cola-Boykott mittragen, ist der verursachte Umsatzverlust für den Getränkeriesen gering. Der Imageschaden könnte für Coca-Cola aber zum Problem werden: Als einer der Hauptsponsoren für die Fussballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland ist Coca-Cola der Gefahr ausgesetzt, dass der Coca-Cola-Boykott neuen Schwung bekommt: Verschiedene Gruppen haben angekündigt, Proteste und Kampagnen gegen Coca-Cola zu veranstalten.