US-Propaganda in der Jugendsession

Wie einige pensionierte Geheimdienstler versuchen, die Herzen der europäischen Jugend für den amerikanischen «Krieg gegen den Terror» zu erobern: Psychologische Kriegsführung an einem praktischen Beispiel.

Die heutigen Kriege – so heisst es – werden nicht mehr auf Schlachtfeldern gewonnen, sondern in den Köpfen und Herzen der Menschen.
Im Jahre 2002 beschloss die US-Regierung, eine Behörde – das «Office for Strategic Influence» – zu schaffen, deren Aufgabe es sein sollte, heimlich die öffentliche Meinung in feindlichen und befreundeten Staaten im Sinne der USA zu beeinflussen. Nach weltweiten Protesten wurde die Idee offiziell fallengelassen. Ein Jahr später lancierte eine bis dahin gänzlich unbekannte Organisation namens «European Security Advocacy Group (ESAG)» eine Inseratekampagne in vielen der wichtigsten Zeitungen Europas, welche in einigen Ländern durch Fernsehspots ergänzt wurde*. Das Ziel der Kampagne war nicht zu übersehen: Die Europäer sollten sich an der Seite der USA in den «Krieg gegen den Terror» einreihen.

Instrumentalisierung der Angst

Sowohl die Inserate wie auch die TV-Werbung versuchten, ein subtiles Angstgefühl zu erzeugen: Überall und jederzeit könnten, so die Botschaft, islamistische Terroristen zuschlagen. Terrorismus sei wie ein Tumor, die Zellen verbreiteten sich unbemerkt, bis sie ihre tödliche Wirkung entfalten. Die Message ist eindeutig: Die Länder Europas sollen ihre Gesetze im Innern verschärfen und gegen Aussen kompromisslos gegen die islamistische Bedrohung antreten. Eine solche Instrumentalisierung der Angst zur Rechtfertigung von Repression und Angriffskriegen ist ein klassisches Mittel der psychologischen Kriegsführung, von dem auch während dem Kalten Krieg ausgiebig Gebrauch gemacht wurde.

Die fünf Inseratewellen dürften Millionen gekostet haben. Die ESAG gibt nicht bekannt, wie sie sich finanziert – angeblich weil die Geldgeber Angst vor Repressalien haben. Unterdessen wurde jedoch bekannt, dass hinter der Organisation eine amerikanische PR-Agentur namens «Vale International» steht. Deren Besitzer, Norman Vale, war früher CIA-Agent in Deutschland. Auch ein weiterer der wenigen bekannten Vorstreiter der ESAG, Jochen Denso, pflegt enge Kontakte zu Nachrichtendienst-Kreisen. In seinem Online-Magazin warnt er vor schmutzigen Nuklearwaffen und einer «schleichenden Islamisierung Europas».

Strategisches Ziel: Die Jugend

Ebendieser Jochen Denso nahm am 3. November dieses Jahres an einer Podiumsdiskussion im Rahmen der eidgenössischen Jugendsession zum Thema «Terrorismus und Medien» teil. Die Diskussionsveranstaltung wurde initiiert und finanziert von der ESAG. Offenbar hat es sich die Organisation zum Ziel gesetzt, mit der Terror-Sensibilisierung bei der europäischen Jugend zu beginnen. Schon vor einigen Monaten führte die ESAG unter Deutschlands Schülerzeitungen einen Wettbewerb für den besten Artikel über Terrorismus durch.

Die TeilnehmerInnen der Jugendsession liessen sich jedoch nicht beirren: In ihrer Schlusspetition wird nicht der Kampf, sondern der Dialog der Kulturen als Antwort auf Terrorismus genannt. Und ganz nebenbei forderten die Jugendlichen in der Schlusspetition auch die Abschaffung der Schweizer Armee und eine Stärkung der zivilen Friedensförderung.

* Die ESAG-Spots, welche in Norwegen ausgestrahlt wurden, können unter blog.bearstrong.net/001461.html angeschaut werden. Wer sich für Propaganda interessiert, wird daran seine/ihre helle Freude haben.