Von Stimmungshebung und Kindersoldaten

Dass in der Schweiz der Militarismus immer noch fest verankert ist, zeigte sich in den letzten Wochen am Military Tattoo Basel und am Jugendfest in Lenzburg.

Das Basel Tattoo ist das zweitgrösste Militärmusikfestival der Welt. Eine Woche der uniformen Gleichschaltung und des militärischen Drills – doch der perfekt inszenierte Militarismus begeistert offenbar viele. Dass der Event in einer von der Armee als Privatauftrag illegal aufgebauten Arena stattfand und von der Stadt Basel finanziell grosszügig unterstützt wurde, schien niemanden zu stören.

Ein harmloses Blechmusikfest? Mitnichten!

Militärmusik verherrlicht Drill, Zucht und Ord nung. Früher sollte die Militärmusik als Stimmungshebung für die Soldaten dienen, diese für einen Krieg anfeuern und motivieren und schliesslich auch deren Bereitschaft fördern, ihr Leben zu opfern.

Dass Militarismus, Nationalismus und Patriotismus oft Hand in Hand gehen, wurde an der Military Tattoo in Basel einmal mehr demonstriert. Die koloniale Vergangenheit vieler auftretender Länder wurde erschreckend oft verniedlicht oder ausgeblendet. Die weisse Australian Federal Police machte sich Didgeridoos und Schwirrhölzer, die Instrumente der Ureinwohner, zu eigen; die britischen Royal Marines trugen Leopardenfelle; und die Africa Highland Dancers aus Südafrika, weisse Frauen, tanzten schottische Tänze.

Eingebettet in eine aufwändige Lichtshow, viel Feuerwerk und das Singen der Schweizer Nationalhymne wurde die Show zu einem Reigen des Militarismus und Nationalismus. Und trotzdem: 85’000 begeisterte Menschen in der permanent ausverkauften Arena und geschätzte 140’000 an der abschliessenden Parade durch die Innerstadt – Kriegssymbole sind scheinbar auch im rot-grünen Basel stark verankert.

Jugendfest in Lenzburg

Der alle zwei Jahre stattfindende Jugendfesttag in Lenzburg steht dem Tattoo Basel punkto Verharmlosung von Gewalt in nichts nach. Besonders erschreckend sind die sogenannten «Freischarenmanöver», bei denen Schülerinnen und Schüler alte Gewehre und Platzpatronen in die Hand gedrückt bekommen. Als «die Guten» müssen sie dann auf die ebenfalls bewaffneten «Bösen», in diesem Falle «Indianer», «Beduinen» und bis vor zwei Jahren «Chinesen », schiessen und diese besiegen. Einen Tag lang wird blanker Militarismus zelebriert und junge Menschen werden auf Gewalt getrimmt. Dass die Stadt Lenzburg für die Festivität alte Uniformen der DDR-Armee gekauft hat, erscheint absurd, zeugt aber von der bedenklichen Unbekümmertheit gegenüber Militarismus, die in der Schweiz vorhanden ist.

Mit diesem Artikel gibt Lucien seinen Einstand als neuer Sekretär der GSoA in Zürich. Er wird uns bei den anstehenden Kampagnen tatkräftig unterstützen. Herzlich willkommen!