“Wir töten effizienter!”

In Hochglanzbroschüren und an Messeauftritten zeigt sich der Zynismus der Rüstungsindustrie besonders deutlich. Und sie lassen erahnen, wo die Kriegsmaterial-Konzerne ihre zukünftigen Absatzmärkte orten.

Waffen sind kein Produkt wie jedes andere. Ihr Zweck ist es, Menschen zu töten und zu verletzen. Die bunten Verkaufsprospekte, mit denen die Rüstungsunternehmen ihr Kriegswerkzeug vermarkten, unterscheiden sie sich jedoch erstaunlich wenig vom Reklamematerial für zivile Güter. Ob Waschmaschine, Kleinwagen oder Mörsergranaten: Auf dem globalen Markt wird alles mit ähnlichen Worten angepriesen. Schlagworte wie «Effizienz», «Flexibilität» und «innovative Technologien» dominieren das Vokabular auch in den Publikationen der Ruag, der Pilatus-Werke oder der Mowag.

Newspeak

Werbematerial für Rüstungsgüter soll einerseits jegliche direkte Anspielung auf die Brutalität des Krieges vermeiden, andererseits aber trotzdem die Eignung der Produkte zur Vernichtung des Gegners hervorheben. Um diesen Spagat zu schaffen, benützen die Werbetexter der Kriegsmaterialindustrie eine eigene Sprache. Die Verfasser solcher Marketingschriften sind wahre Meister im Erfinden von Euphemismen. Wenn eine Waffe speziell gut geeignet ist, Menschen zu töten, welche sich nicht in einem Haus oder gepanzerten Fahrzeug aufhalten, dann hat sie eine hervorragende «effectiveness against soft targets». Wenn dank der Panzerung eines Fahrzeuges bei einem Angriff nicht alle Insassen sterben, nennt sich dies in einem Promotions-Prospekt «erhöhte survivability».

Eine Werbebroschüre der Ruag für so genannte MAPAM-Granaten – eigentlich nichts anderes als hochentwickelte Rohrbomben – zeigt beispielhaft, wie die brutale Realität in technischem Vokabular verschleiert wird. Dank einer neuartigen Technologie erreiche die Ruag-Granate eine «superior lethality», eine überlegene Tötungsrate. Um ganze 80 Prozent besser sei die Performance der Ruag-Munition als diejenige von vergleichbaren Konkurrenzprodukten. Will sagen: Fast doppelt so viele Menschen werden pro Explosion getötet. Mehr noch: Entsprechend den «Bedürfnissen und Wünschen des Kunden» kann der Aufbau der Waffe so optimiert werden, dass die «Schäden» an Menschen besonders hoch sind, zum Beispiel falls «die Ziele» Schutzwesten tragen. Die wirklichen Folgen des Einsatzes solcher Waffen, das Leid der Menschen, werden durch das abstrakte Vokabular vollständig ausgeblendet.

Messen in aller Welt

Ein wichtiges Element der Verkaufsstrategie von Rüstungskonzernen sind Auftritte bei Waffenmessen. Dort kann man die Erzeugnisse der Konkurrenz begutachten und Kontakte mit potenziellen Kunden knüpfen, beispielsweise anlässlich einer aufregenden Spritztour mit dem neuesten Radschützenpanzer im Sortiment oder bei einem edlen Abendessen. Neben den traditionellen Waffenmessen in Paris und London ist die Schweizer Kriegsmaterialindustrie immer öfter auch an exotischeren Orten anzutreffen. Ein halbes Dutzend Schweizer Unternehmen nahm an der IndoDefenceExpo in Indonesien teil, fast 30 Firmen an einer Rüstungsausstellung in Dubai. Die Ruag präsentierte ihre Produkte im vergangenen Jahr unter anderem an grösseren Waffenmessen in Moskau, Südafrika, Chile und Jordanien. Sogar an der von der pakistanischen Militärdiktatur organisierten IDEAS-Expo nahmen Schweizer Kriegsmaterialexporteure teil.

Dass Messen in krisengeplagten Regionen wie Afrika oder dem Nahen Osten boomen, zeigt einmal mehr: Die Märkte, welche die Schweizer Rüstungsindustrie ins Auge gefasst hat, liegen nicht nur im befriedeten Europa. Waffen werden dorthin verkauft, wo sie auch eingesetzt werden.

, ,