Zivilgesellschaftliche Prozesse fördern

Als Herausgeberin des Infobulletins «Fijáte» besuchte ich im März Guatemala, um über Programme der «Wiedergutmachung» und «Versöhnung» zu recherchieren. Im Zusammenhang mit meiner Arbeit auf der cfd-Frauenstelle haben mich dabei nicht- staatliche Projekte der zivilen Konfliktbearbeitung und Prävention besonders interessiert. Amaya, meine spanische Freundin in Guatemala, koordiniert im Auftrag einer guatemaltekischen Menschenrechtsorganisation die Arbeit internationaler Friedensaktivistlnnen. Eben sucht sie dringend eine Fachperson für die Begleitung einer Gemeinde während der Exhumierung eines Massengrabes: Sie soll mit den Angehörigen der Opfer zum Gericht gehen, sich für eine korrekte Behandlung der ZeugInnen einsetzen und bei Bedarf DolmetscherInnen beiziehen. Sie soll den Leuten beistehen, wenn in ihnen die Erinnerungen an die traumatischen Schocktherapie Erlebnisse wach werden. Durch das Bekanntwerden des Ausmasses an Militärgewalt sind heute ganze Dörfer bereit, Anklage zu erheben – ein gefährliches Unterfangen, bei dem die Präsenz von internationalen Friedensarbeiterlnnen einen gewissen Schutz bietet!

Die Anforderungen an die Friedensfachleute sind hoch. Nach einer Grundausbildung in gewaltloser Konfliktbearbeitung in ihrem Herkunftsland bereiten sie sich in Guatemala in einem zweiwöchigen Training auf ihre Arbeit vor. Viele ausländische Friedensfachkräfte leisten in Guatemala ihren Friedensoder Zivildienst. Wird die Initiative «Für einen freiwilligen zivilen Friedensdienst» angenommen, könnten auch SchweizerInnen unter ihnen sein!
Der Bundesrat lehnt die ZFD-Initiative ab, u.a. mit der Begründung: «…diese unkoordinierten Friedenseinsätze können sich negativ auf die be- währte und international geachtete Zusammenarbeit der offiziellen Schweiz auswirken…» Doch die Einsätze sind eine wichtige Ergänzung der Arbeit staatlicher und nicht-staatlicher, nationaler und internationaler AkteurInnen in der Konfliktbearbeitung und Friedensförderung. Denn Friedensförderung muss auch als zivilgesellschaftlicher Prozess verstanden werden. Die Initiative für einen zivilen Friedensdienst will Strukturen schaffen, damit dies möglich wird.

Barbara Müller, cfd-Frauenstelle für Friedensarbeit. Den Text entnehmen wir der cfd zeitung 2/01.

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