Wir gedenken der Opfer

4. September 2009, 19.00 Uhr, Le Cap (Französische Kirche), Bern

Podiumsveranstaltung mit:

  • Louise Schneider, Jahrgang 1931, Mitglied des GSoA-Vorstands. Sie wird eine kritische Sicht von damals mit einer kritischen Sicht von heute verbinden.
  • Hans-Ulrich Jost, emiritierter Professor, u.a. Autor des Buches «Politik und Wirtschaft im Krieg. Die Schweiz 1938 – 1948» (Chronos 1998). Sein Thema ist die Wirtschafts- und Rüstungskollaboration der Schweiz mit Nazideutschland.
  • Stefan Mächler, Historiker und Publizist, u.a. zum Antisemitismus in der Schweiz. Sein Thema ist die Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg.

Begrüssung und Moderation: Josef Lang, Historiker, Nationalrat, GSoA-Vorstand. Im Anschluss an die Referate gibt es eine offene Diskussion.

Die Veranstaltung wird von folgenden Organisationen unterstützt: Gruppe für eine Schweiz ohne Armee GSoA, Sozialdemokratische Partei der Schweiz SPS, Grüne Schweiz, Juso, Junge Grüne, Jüdische Stimme für einen gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina, Schweizerischer Friedensrat SFR, cfd-die feministische Friedensorganisation.

Hintergrund

Vor 70 Jahren haben die Nazis die grösste Katastrophe in der bekannten Menschheitsgeschichte ausgelöst. 55 Millionen Opfer kosteten der Zweite Weltkrieg und die Shoa, die systematische Vernichtung von 6 Millionen Juden. Die Schweiz hatte die Kriegsmaschine der Nazis mit Gütern, insbesondere Waffen, Transitleistungen, Krediten oder als Golddrehscheibe höchst einseitig unterstützt. Das Ausmass und die Dauer der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ging weit über das hinaus, was für die Wahrung der Unabhängigkeit nötig war. Selbst der freisinnige Bundesrat Max Petitpierre gestand 1947 öffentlich ein: «Diese Kredite sowie die Lieferungen an Kriegsmaterial und anderen Produkten haben zu den Kriegsanstrengungen einer der beiden Kriegführenden beigetragen. Nicht nur haben wir die integrale Neutralität verlassen, mehr noch, wir haben auf diesem Weg der Neutralität ganz einfach zuwidergehandelt.» Noch schwerwiegender ist, dass die Schweiz im Zweiten Weltkrieg der Humanität zuwidergehandelt hat. Besonders tragisch und bedenklich ist die Rückweisung von 25’000 Flüchtlingen, was für viele den sicheren Tod bedeutete.

1989 war die Schweiz das einzige Land, das mit der «Diamant»-Kampagne den 50. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs feierte. Das löste im Ausland grosses Entsetzen aus und stiess im Inland auf starken Widerspruch. 20 Jahre später will Bundesrat Ueli Maurer eine «Festansprache» (!) halten. In der Einladung für den Anlass vom 5. September auf dem «Festgelände» (!) des Militärmuseums Full wird über die Millionen von Opfern, die der Zweite Weltkrieg gekostet hat, kein Wort verloren. Erwähnung finden dafür die 42’000 eidgenössischen Pferde, die damals aufgeboten wurden.

Um der Schweiz und der Welt zu zeigen, dass es in unserem Land nicht nur nationalistische Nabelschau, sondern auch grenzübergreifende Solidarität gibt, organisiert die GSoA am Vorabend in Bern die Gegenveranstaltung «Wir gedenken der Opfer». Unterstützt wird der Anlass von der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz SPS, den Grünen Schweiz, den Juso, den Jungen Grünen, der Jüdischen Stimme für einen gerechten Frieden zwischen Israel und Palästina, dem Schweizerischen Friedensrat und dem cfd-die feministische Friedensorganisation.

,