Gruppe für eine Schweiz ohne Armee

Der Krieg in Tschetschenien

 

Hintergrund:

Seit mehr als einem halben Jahr führt die russische Armee Krieg gegen die tschetschenische Bevölkerung. Sie nimmt dabei den Tod unzähliger ZivilistInnen in Kauf. Der Krieg hat bisher Tausende von Leben gefordert und Zehntausende in die Flucht getrieben. Die medizinische Versorgung in den Flüchtlingslagern in Tschetschenien und Inguschetien ist katastrophal. Internationale Hilfe ist nach wie vor kaum möglich.

Was sind die Hintergründe dieses Krieges des zweiten völkerrechtswidrigen Krieges innerhalb eines Jahres nach dem Nato-Krieg gegen Serbien?

Der Zerfall der UdSSR hat die Landkarte östlich von Europa stark verändert. Entstanden ist die russische Föderation, ein Gebilde aus 89 Republiken und Territorien sowie verschiedensten Volksgruppen. Nicht alle waren bereit, sich erneut in die Abhängigkeit von Moskau zu schicken. Für die Republik Tschetschenien - gelegen zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer in den Gebirgen des Kaukasus - schien sich die uralte Forderung, die Unabhängigkeit von der Russischen Republik, nach dem Tschetschenienkrieg zwischen 1994 und 1996 zu erfüllen: 1996 mussten sich die russischen Truppen nach schweren Verlusten und in aussichtsloser Situation zurückziehen. Drei Jahre später sehen sich die russische Regierung und ihre Militärs allerdings in der Lage - offensichtlich geprägt und ermutigt durch den Krieg der Nato gegen Serbien - den Krieg gegen die kleine Republik wiederaufzunehmen. Die Luftangriffe gälten den islamistischen Terroristen, die für mehrere Bombenanschläge in Moskau die Verantwortung trügen, lautete die mit penetranter Nachdrücklichkeit vorgetragene Legitimation des Krieges. "Gerechte Kriege", die in der öffentlichen Wahrnehmung erst durch das Mittel der Propaganda zu solchen werden, lehnt auch in Russland nur eine Minderheit ab. Menschenrechtsverletzungen an der Zivilbevölkerung und Massaker an vermeintlichen Milizen werden in der russischen Rhetorik zu "Propaganda der Terroristen" verdreht.

Von November bis Januar hat die GSoA in den Städten Basel, Bern, Genf und Zug Mahnwachen organisiert. Bei den Veranstaltungen der GSoA Genf war auch Vicken Cheterian dabei. Der Kaukasus-Kenner und Journalist (Neue Zürcher Zeitung, le monde diplomatique) wird nun auch an Veranstaltungen in Bern, Zug und Zürich über die Hintergründe des Krieges berichten. Vicken Cheterian arbeitet in verschiedenen Friedensprojekten im Kaukasus mit. Unter anderem hat er im Sommer 1999 eine von der Schweizer Regierung mitfinanzierte Medienkonferenz für die Unterstützung der kaukasischen Medien organisiert. Medienschaffende aus den Ländern Armenien und Aserbaidschan trafen sich in Baku zum ersten Mal seit dem Ausbruch des mittelerweilen elfjährigen Konflikts zwischen den beiden Kaukasus-Staaten.

Veranstaltungshinweise:

Der Krieg in Tschetschenien

Russische Machtpolitik, tschetschenische Unabhängigkeitsbestrebungen, internationale Doppelbödigkeit

Hintergründe zum Krieg der russischen Armee in Tschetschenien, zur Passivität der europäischen Politik und Ideen für zivile Projekte gegen den Krieg von Vicken Cheterian.

Vicken Cheterian, Journalist armenischer Herkunft, ist im Libanon aufgewachsen. Heute lebt er in der Schweiz und veröffentlicht vor allem in der "Monde diplomatique" und der "Neuen Zürcher Zeitung". Cheterian spricht neben armenisch und russisch auch deutsch, französisch, englisch und arabisch. Er engagiert sich im Kaukasus mit einem Projekt für professionellen und unabhängigen Journalismus.

Bern: Freitag, 7. April 2000, 18.30 Uhr, AKI, Alpeneggstrasse 5 (beim Uni-Hauptgebäude)

Zürich: Dienstag, 11. April 2000, 19.30 Uhr, Grüner Saal, Volkshaus (am Helvetiaplatz)

Zug: Mittwoch, 12. April 2000, 20 Uhr, Konferenzzimmer des Casino Zug

Organisiert von der Gruppe für eine Schweiz ohne Armee GsoA in Zusammenarbeit mit lokalen Partnerorganisationen.

9.3.2000

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