Irakische Kurden: Filme gegen das Vergessen
Filme gegen das Vergessen: "Al-Anfal - im Namen von Allah, Baath und Saddam"
Filmabend mit Podiumsdiskussion
Die Gesellschaft für bedrohte Völker zeigt im Kino Kunstmuseum in Bern Mano Khalils Dokumentarfilm über die „Anfal-Operation“ gegen die irakischen Kurden in den 1980er Jahre und schafft mit einer kurzen Filmreportage den aktuellen Bezug zum heute autonomen kurdischen Gebiet im Irak. In einem anschliessenden Podiumsgespräch wird das Thema Vergangenheitsbewältigung vertieft.
Saddam Hussein ist für den Tod Hunderttausender Kurdinnen und Kurden verantwortlich. Im Film „Al-Anfal – im Namen von Allah, Baath und Saddam“ lässt Mano Khalil Überlebende des Schreckenregimes zu Wort kommen. Er dokumentiert die im Auftrag von Saddam Hussein von März 1987 bis September 1988 durchgeführte Anfal-Offensive. Diese wird als das Verbrechen an den irakischen Kurden mit den höchsten Opferzahlen bezeichnet. Die Giftgasangriffe auf kurdische Dörfer und auf die Stadt Halabja wurden von Massendeportationen, der Zerstörung von 4`000 Dörfern und von Massenerschiessungen begleitet. Nach heutigen Schätzungen seriöser kurdischer Institutionen im Nordirak sollen dieser „Offensive“ und ihren Folgen bis zu 182`000 Menschen zum Opfer gefallen sein. Bis heute hat die Vergangenheitsbewältigung kaum stattgefunden.
Am 30. Dezember 2006 wurde das Todesurteil an Saddam Hussein vollzogen. Das Urteil wurde aufgrund der Ermordung von 148 Schiiten vollstreckt. Der Prozess um Al-Anfal war bereits am Laufen. Für die 35 Jahre Genozid und Kriegsverbrechen an den Kurden wurde Saddam Hussein nicht verurteilt. Was bedeutet der schnelle Tod von Saddam Hussein für die juristische Aufarbeitung? Was bedeutet es für die Vergangenheitsbewältigung der Kurden, wenn Saddam Hussein nicht mehr für die Anfal-Operation zur Rechenschaft gezogen werden kann? Was bewirkt das bei einem Volk und welche Wege gibt es, damit umzugehen? Zu diesen und weiterführenden Fragen äussern sich im Podiumsgespräch namhafte Experten sowie Betroffene.
Podiumsteilnehmer (Deutsch und Englisch):
Mano Khalil, aus Syrien stammender Kurde und Filmregisseur, Bern
Ayoub Barzani, Betroffener, ausgewiesener Kenner der Situation im Nordirak, Genf
Marc Henzelin, Experte für internationales Strafrecht, Genf
Jonathan Sisson, Programmleiter Vergangenheitsbewältigung beim Kompetenzzentrum Friedensförderung (KOFF) / swisspeace, Bern