Seite 13 | GSoA-Zitig Nr. 83 | ||||
Letztes Wiehern des AmtsschimmelsEs sieht so aus, als läsen die Beamten die Rubrik der haarsträubenden Fälle aus den Gemeindestuben und wetteiferten, wer von ihnen es in die nächste Ausgabe der GSoA-Zitig schafft. Leider sind die Initiativen eingereicht ñ aus ist der Beglaubigungsspass von Renate Schoch Das an dieser Stelle bereits beklagte Beispiel von Golaten hat, KuhNo sei's geklagt, Schule gemacht: Auch in Chamblon ist der Gemeindebeamte dazu übergegangen, die Unterschriftenbogen unfrankiert in den Briefkasten zu werfen, und zwar in denjenigen der Gemeinde Treycovagnes. Fazit: Fr.1.20 Strafporto für die GSoA. Expliziter geht die Gemeinde Selkingen im Oberwallis vor: Von ordentlicher Beamtenhand steht auf dem Briefumschlag dort, wo die Marke aufgeklebt werden sollte, die folgende Versicherung: ´Porto wird vom Empfänger bezahlt.ª So nicht, sagte der freundliche gelbe Riese und beförderte den Brief gratis. Die LetztenWahrscheinlich hat die Bündner Gemeinde Parpan die Erfahrung gemacht, dass solche kleinlichen Strategien die Gemeindekasse nicht wesentlich entlasten. Deshalb griff sie zu neuartigen Fundraising-Methoden: Der Beamte legte den Unterschriftenbogen einen Zettel bei, auf dem Folgendes zu lesen stand: ´Die Gemeinden wären Ihnen sicherlich dankbar, wenn Sie jeweils adressierte + frankierte Rückantwortcouverts beilegen würden.ª An diesen Zettel geheftet war ein Einzahlungsschein der Gemeinde Parpan über den Betrag von Fr. 20.--. Wir haben ihn nicht benutzt, weil wir ja selber auch ein Defizit haben. Wer aber von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dieser armen Gemeinde aus der Patsche helfen will, spende auf PC 70-216-5, 7076 Parpan. Die Allerletzten sind jedoch jene Gemeinden, die mit dem Rücksenden der Bogen gewartet haben, bis die Sammelfrist (17.9.) abgelaufen ist. Sie sollen hier an den Pranger gestellt werden: Tägerig (Poststempel 15.9., B-Post), Confignon und Lumbrein (20.9.), Stüsslingen (27.9.), Ulrichen (28.9.), Bex (30.9.), Villars-le-Comte (1.10.). Das hat uns aufgstelltAber gehen wir doch zum erfreulichen Teil der Gemeinden über. Montagny-près-Yverdon hat seinen Schnitzer wieder gutgemacht: Nachdem der Beamte vor ein paar Monaten einen Unterschriftenbogen durch unsachgemässes Zerreissen ungültig gemacht hat, haben nun ein Beamter und seine Bekannte auf einem eingesandten Bogen unterschrieben. Ebenso unterschrieben haben die KollegInnen von R... ñ doch achtung, Datenschutz! Die Namen der Gemeinden rücken wir nicht heraus. Es gab sogar einen Beamten aus der Ostschweiz (sic!), der gleich noch ein paar Bogen auf dem Sekretariat bestellt hat! Rundum aufgestellt hat uns die Sendung aus Bernex, das einfach alle Unterschriften gültig erklärt hat. Ebenso gemacht hat es eine andere grössere Stadt, und zwar mit einer erklecklichen Anzahl Unterschriften: 100% gültig! Wir verraten hier natürlich nicht, welche, sondern warten gespannt, ob es die NachzählerInnen der Bundeskanzlei merken... Es gibt eben auch Beamte, die weiterdenken. Von zwei Gemeinden erreichten uns kreative Vorschläge zur Änderung der Titel unserer Initiativen. Der Leiter der Einwohnerkontrolle, H.Vögeli, fand das alles ein wenig verwirrlich und schrieb auf die Gesamtbescheinigung von Arlesheim ´Solidarität schafft Klarheit: Für einen freiwilligen Zivilen Friedensdienstª. Ganz unserer Meinung. In Villars-sur-Glâne überwog dann doch das monetäre Argument. Sie tauften die Schweiz-ohne-Armee-Initiative flugs um in ´Pour une politique de prix crédible et une Suisse sans arméeª. Wir dagegen sind und bleiben IdealistInnen und beharren auf dem Frieden (paix). Das dünkt uns mysteriösGewisse Vorkommnisse haben aber auch uns verwirrt. Die Gemeinde Pratteln ist offensichtlich der Meinung, unser Problem-Management sei so vorbildlich, dass wir auch ihre Probleme lösen könnten. Wohl deshalb hat sie mit den Unterschriftenbogen einen Zettel mitgeschickt, auf dem zu lesen stand, eine gewisse U.I. (Name der Redaktion bekannt) ´beklagt sich wegen Lärm der Nachbarn sehr lautª. Unser spontaner Vorschlag: Wenn sich U.I. so laut beklagt, gelingt es ihr bestimmt, den Lärm der Nachbarn zu übertönen. Beunruhigter waren wir beim Durchsehen der Unterschriftenbogen aus Schneisingen. Bei sechs von acht Unterschriften hat der Beamte die Hausnummer korrigiert. Gibt es in Schneisingen eine kollektive Amnesie, sodass sich die Leute nicht mehr an ihre Hausnummern erinnern? Oder hat ein geheimnisvoller metaphysischer Vorgang ganz Schneisingen um einige Grade im Sektor ´Hausnummernª unseres Raum-Zeit-Systems verschoben? Das sind Geheimnisse des Universums, die wir wohl nie aufklären werden. Darum: verbleiben wir vorerst bei so überblickbaren Aufgaben wie der Abschaffung der Schweizer Armee! |
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10. Nov 1999/uh |