(rs.) Elf TeilnehmerInnen aus Spanien, Italien, Frankreich,
England, Kroatien, Japan und Deutschland diskutierten mit
zahlreichen GSoAtInnen, über eine entmilitarisierte Zukunft
Europas.
Ein militärisches Verkehrschaos in Europa diagnostizierte Tobia
Schnebli (GSoA Genf) in seiner Einleitung. Neben dem Gewirr von
Allianzen und Zusammenarbeitsprojekten verläuft der
«achtspurige Super-Highway» der Nato - die einzige
funktionierende multinationale Militärstruktur. Tendenziell
werden die Nationalarmeen professionalisiert, aber für ihre
Länder nicht billiger gemacht. Ihre Aufgaben definieren sie
zunehmend im Bereich von Out-of-aerea-Einsätzen, die als
Feigenblatt für die Durchsetzung von Machtinteressen herhalten
sollen.
Welche Rolle können Friedensorganisationen in diesem Szenario spielen? Einhellig wurde von den TagungsteilnehmerInnen die Vernetzung von Organisationen als Grundlage wirkungsvoller Arbeit genannt. «Alle kennen Toyota, aber wer kennt eine japanische Friedensorganisation?» fragte Yoshioka von der weltweit tätigen Organisation Peace Boat (Tokio). Ebenso klar war aber auch, dass es schwierig sein dürfte, eine gemeinsame Kampagne gegen die Etablierung einer Euro-Armee zu starten. Zu unterschiedlich sei das jeweilige politische Umfeld der Organisationen. Auch hier gelte es, global zu denken und lokal zu handeln, meinte Martin Lindt-Heinemann (International Physicians for the Prevention of Nuclear War, Hamburg). Besonders Vesna Terselic (Anti War Campaign, Zagreb) warnte vor vorschnellen Lösungen: «Die Balkan-Frage ist das Schwarze Loch, in dem manches Projekt der europäischen Friedensorganisationen verschwinden könnte.» Friedensorganisationen müssten zur Kenntnis nehmen, dass sich Menschen, die in gewaltsam geteilten Gesellschaften wie Bosnien lebten, auf Waffen verliessen und die Expansion der Nato begrüssten. Hier seien langfristige Perspektiven in der Menschenrechts- und Demokratisierungsarbeit angesagt.
Als gemeinsamer Kritikpunkt und künftiges Arbeitsfeld aller
vertretenen Organisationen erwies sich der Anspruch der Armeen,
als Friedensengel in eskalierte Konflikte
einzugreifen. Vor allem Organisationen aus Ländern, deren Armeen
Kontingente für Blauhelme oder Nato-Einsätze stellten, haben
dies zu ihrem Thema gemacht, so zum Beispiel das italienische
Comitato Golfo per la Verità sulla Guerra. Piero
Maestri vom Comitato sagte, die italienische
Öffentlichkeit zeige Interesse für Kritik an solchen Einsätzen
ihrer Armee. Das Comitato möchte die Milizarmee
langfristig in einen Zivildienst umwandeln.
Anders sieht die Lage für Rafael Ajanguiz (Movimento de Objecion
de Consciencia, Bilbao) aus: Spanien hat seine Milizarmee wegen
starkem Widerstand der Wehrpflichtigen in eine Profi-Armee
umgewandelt. Sie sucht dringend Anschluss an europäische
Militärstrukturen, hat jedoch das Problem, das die Mehrheit der
Spanierinnen und Spanier Erhöhungen des Militärbudgets strikte
ablehnen.
Die meisten ausländischen TeilnehmerInnen erachten es nicht
als sinnvoll, in ihrem Land die Forderung nach der Abschaffung
der Armee so direkt zu stellen, aber alle begrüssten die
positive Signalwirkung der GSoA-Diskussion in der Schweiz.
Mit Plänen zu einer Folge-Tagung im März dieses Jahres zwecks
Austausch von Informationen und Diskussion gemeinsamer Projekte
ging die Tagung zu Ende. Einige Gäste nahmen auch an der
Vollversammlung der GSoA am nächsten Tag teil und konnten so die
Arbeit an der Entmilitarisierung der Schweiz mitverfolgen.