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Wiederaufbau

Braucht es statt einem Friedensdienst nicht einfach mehr materielle Hilfe?

Materielle Hilfe für die Opfer bewaffneter Konflikte ist wichtig, aber sie allein löst nicht eine einzige Friedensfrage. «Ingenieure», so Hans Koschnick, ehemaliger Bremer Bürgermeister und EU-Verwalter der geteilten bosnischen Stadt Mostar, können keine «Brücken zwischen den Menschen bauen. Dazu braucht es Friedensdienste.»

Soziale Wiederaufbauhilfe beinhaltet mehr als internationale Wahlbeobachtung. Sie setzt direkt bei den Menschen an. Nur im Dialog über alte Fronten hinweg können Gewaltpotentiale abgebaut werden. In Mostar beispielsweise sollen Jugendzentren, die bosnischen und kroatischen Jugendlichen gleichermassen offenstehen, Raum für solche Begegnungen schaffen. Das Projekt wird von «Terre des hommes» unterstützt.

Ohne unabhängige Medien können kriegsgeschädigte Gesellschaften nicht zum Frieden finden. Es braucht sie, um Feindbilder zu hinterfragen und den Hass- und Desinformationskampagnen der Regierungsmedien konstruktive Vorschläge entgegenzusetzen. Unabhängige Medien sind ein bevorzugtes Ziel gewalttätiger Extremisten, wie das Attentat auf die populäre bosnische Radio- und TV-Station «Studio 99» im September 1995 zeigt. In Serbien werden sie heute vom Milosevic-Regime im Zusammenhang mit dem Kosovo-Konflikt als «Verräter» verhetzt.

Sie sind daher auf internationale Solidarität angewiesen. Die private Initiative «Medienhilfe Ex-Jugoslawien» aus der Schweiz unterstützt seit Dezember 1992 elf unabhängige Medien in Kroatien, Bosnien-Herzegowina und Rest-Jugoslawien. Dazu Miodrag Perovic von der montenegrinischen Wochenzeitung Monitor: «Es ist gut zu wissen, von der Welt nicht vergessen worden zu sein.» Ein ZFD könnte dazu noch mehr beitragen.

Uno und OSZE unterstützen die Anstrengungen zum sozialen Wiederaufbau. Die konkrete Arbeit leisten aber zumeist zivile Organisationen, die nicht von den Interessen der Regierungen und anderer Konfliktparteien bestimmt werden. Zum Beispiel Kroatien: Dort sensibilisiert die «Anti-Kriegs-Kampagne» das öffentliche Bewusstsein für die Hintergründe des Krieges und für Alternativen zur Gewalt. Besonders intensiv fördert sie den Dialog zwischen EinwohnerInnen und rückkehrenden Flüchtlingen in der Stadt Bilje, die zur Zeit von der Uno verwaltet wird.

All diese Ansätze profitieren von der Unterstützung durch internationale Friedensfreiwillige. Nach Einschätzung von Hans Koschnick haben die «Nicht-Regierungs-Organisationen unglaublich viel dazu beigetragen, Vertrauen bei der Bevölkerung zu schaffen. Sie hatten eine viel direktere Nähe zu den Menschen als ich. Unsere europäischen Regierungen sind gut beraten, diese Organisationen besser zu unterstützen.» Der freiwillige Zivile Friedensdienst ist dafür ein hervorragendes Mittel.

Materielle Wiederaufbauhilfe allein beseitigt Konfliktursachen nicht. Wer den Frieden will, muss den offenen Dialog fördern: mit der Schaffung von Begegnungsmöglichkeiten sowie der Unterstützung unabhängiger Medien und Organisationen. Der ZFD bietet dafür den geeigneten Rahmen.

© 1998 by GSoA; Gruppe Schweiz ohne Armee
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